3 Tote bei Zugsunglück: Was über die Opfer bisher bekannt ist

Zusammenfassung
- Bei einem Zugsunglück in Riedlingen (Baden-Württemberg) sind drei Menschen ums Leben gekommen und mindestens 41 verletzt worden.
- Als mögliche Unfallursache gilt ein Erdrutsch nach Starkregen; die Ermittlungen zum genauen Hergang laufen noch.
- Rettungskräfte, Politiker und Bahnchef zeigten sich betroffen, die Bahnstrecke bleibt gesperrt und ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet.
Bei einem Zugsunglück in Riedlingen im Südosten des deutschen Bundeslandes Baden-Württembergs am Sonntagabend sind drei Menschen ums Leben gekommen.
Was bisher zu dem Unglück bekannt ist:
- Unfallursache: Die Polizei nimmt an, dass das Unglück im Zusammenhang mit einem Unwetter in der Region steht. Mutmaßlich sei bei Starkregen ein Abwasserschacht übergelaufen. Das Wasser habe wohl einen Erdrutsch an einer Böschung ausgelöst, über den der Zug gefahren sei. Der Zug sei dann einige Meter später entgleist. Es gibt den Ermittlern zufolge derzeit keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung. Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge waren in den frühen Sonntagabendstunden Gewitter über die Region gezogen. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München.
- Ort und Zeit: Der Regionalexpress RE55 ist am Sonntag gegen 18.10 Uhr bei Riedlingen im Kreis Biberach in Baden-Württemberg entgleist. Der Zug war auf der Strecke von Sigmaringen nach Ulm unterwegs. Der Unfallort liegt rund 45 Kilometer südwestlich von Ulm.
- Tote: Nach Angaben der Polizei sind drei Menschen ums Leben gekommen: eine 70-jährige Mitreisende, ein 32 Jahre alter Lokführer und ein 36 Jahre alter Auszubildender.
- Verletzte: Insgesamt wurden laut Polizei mindestens 41 Personen verletzt. Wie viele davon schwer verletzt oder in kritischem Zustand sind, war zunächst unklar.
- Passagiere: Nach ersten Angaben der Bundespolizei befanden sich rund 100 Menschen in dem Regionalexpress.
- Lage vor Ort: Mindestens zwei Waggons sind entgleist, mindestens einer davon ist umgestürzt. Auch eine Achse des Zuges liegt einige Meter entfernt am Rande des Gleisbetts. Bäume sind umgestürzt. Die Bahnstrecke ist gesperrt.
- Beteiligte Stellen: Die Bundespolizei Stuttgart ist im Einsatz. Rettungsdienste und Feuerwehr sind vor Ort.
- Folgen für den Bahnverkehr: Die Strecke wurde gesperrt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Was wir nicht wissen:
- Der genaue Hergang: Wie genau das Unglück geschah, muss jetzt ermittelt werden. Die Spurensicherung ist vor Ort. Zudem soll der Fahrtenschreiber ausgewertet werden. Ob der Fahrtenschreiber schon aus dem Regionalexpress geborgen wurde, ist unklar.
- Sperre: Wann wieder Züge auf dem betroffenen Abschnitt fahren, ist noch unklar.

Bahnchef ringt nach Tragödie um Fassung
Bahnchef Richard Lutz hat den Angehörigen der Toten und Verletzten nach dem Zugsunglück ines sein Mitgefühl und seine Anteilnahme ausgesprochen. Während des kurzen Statements am Unglücksort rang der Konzern-Vorstandsvorsitzende sichtlich um Fassung. „Die Bilder und Berichte, die wir alle gestern gesehen haben und vor allem die Eindrücke, die wir alle zusammen heute Morgen hier gesammelt haben, gehen einem sehr nah und lassen einen betroffen und bestürzt zurück“, sagte er. Bei dem Unglück sind auch zwei Mitarbeiter des Unternehmens ums Leben gekommen. „Wir werden die Arbeiten, die noch anstehen, insbesondere was die Klärung von Unfallhergang und Unfallursache angeht, von unserer Seite aus, von der Bahnseite aus mit allen Kräften unterstützen“, betonte Lutz.
Alle bei der DB seien tief erschüttert und bestürzt über das schwere Zugsunglück, sagte Lutz laut Mitteilung. "Mein tief empfundenes Mitgefühl und meine Anteilnahme gilt den Angehörigen der Verstorbenen. Den Verletzten wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung." Sein ausdrücklicher Dank gelte allen Einsatzkräften und Helfern, die vor Ort seien.
Auch mehrere Politiker bekundeten ihre Anteilnahme. So schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf dem Portal X: "Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus." Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe er im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen.
"Aktuell lässt sich das gesamte Ausmaß des Zugunglücks bei Riedlingen nur erahnen", erklärte Bundesverkehrsminister Schnieder. Die Lage vor Ort sei erschütternd. "Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können. Unsere Experten sind unterwegs, um gemeinsam mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen."
Regierungschef Kretschmann sprach von einer tragischen Nachricht. Er sei erschüttert. "Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen der Opfer."

"Massenanfall von Verletzten"
Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten "Massenanfall von Verletzten" - das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine große Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss. Am Unfallort waren laut Innenminister Strobel mehrere hundert Einsatzkräfte mit entsprechendem Gerät und sechs Rettungshubschrauber im Einsatz.
Auch Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes unterstützen im Nachbar-Bundesland. Weitere Einheiten könnten bei Bedarf nach Baden-Württemberg verlegt werden, hieß es in einer Mitteilung.
Für Angehörige wurde eine Sammelstelle in einem Bürgerzentrum eingerichtet. Die DB hat für Betroffene und deren Angehörige eine kostenlose Sonder-Hotline unter 0800 3 111 111 eingerichtet. Außerdem stünden Notfallseelsorger und Krisenpsychologen für betroffene Reisende und Mitarbeitende bereit.
Verkehrsunfall mit Zug auch in Kärnten
Ein Verkehrsunfall mit einem Zug ereignete sich auch in Österreich. Eine 60-jährige Frau aus dem Bezirk Villach Land wollte nach Polizeiangaben mit ihrem Pkw am Sonntag um 14.45 Uhr im Bereich Sonnberg, Gemeinde Steindorf (Bezirk Feldkirchen), eine unbeschrankte Eisenbahnkreuzung überqueren. Dabei dürfte sie die aus Richtung Feldkirchen kommende S-Bahn zu spät wahrgenommen haben. Es kam zur Kollision.
Am Fahrzeug entstand leichter Sachschaden. Die Frau blieb unverletzt. Die Zugstrecke von Feldkirchen nach Villach war für die Dauer der Erhebungen in der Zeit von 14.45 Uhr bis 15.15 Uhr gesperrt.
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