Wildschweinplage in Spanien: Jetzt wird Jagd mit Pfeil und Bogen erlaubt

Während des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 ging ein Video viral, das ein Wildschwein in Madrid zeigt, wie es im Kreisverkehr nahe des Universitätsviertels spazieren geht. Seither werden die Aufnahmen immer mehr: Laut Informationen der Stadt kommen die Tiere aus den Wäldern im Norden der Region, entlang des Manzanares-Flusses bis zu den größeren Parks der Hauptstadt. Dort gibt es auch in trockenen Sommern Wasser und eine Verbindung zu angrenzenden Wohngegenden, wo Nahrung im Müll lockt.
Bereits Tote bei Unfällen
Um die 40.000 Wildschweine leben laut Schätzungen in der Region Madrid. Ihre Bewegungsfreude ist schon seit langem nicht mehr nur lustig. Die Tiere beschädigen landwirtschaftliche Flächen, Grünanlagen und Stadtmobiliar und sie können Krankheiten übertragen. In zwei von drei Unfällen sind laut dem Madrider Umweltministerium Wildschweine verwickelt. Ende 2024 starben in der Region zwei junge Autofahrer, nachdem sie mit einem Exemplar zusammengestoßen waren, das eine Autobahn überquerte.
Die Regierung der Hauptstadtregion zieht nun Konsequenzen. Einerseits soll das Zusammenleben verbessert werden, mit Informationen für die Bevölkerung und dem Einsatz künstlicher Intelligenz auf Autobahnen. Andererseits wurde mit einer kürzlich veröffentlichten Resolution der Jagdnotstand in betroffenen Zonen auszurufen. Zu den Maßnahmen zählen neben der Verbesserung von Zäunen und Abschreckungssystemen mit Duft und Ton auch der Einsatz von Lebendfallen und Betäubungsgewehren. Seit April dürfen die Tiere außerdem im städtischen Gebiet – 500 Meter ums das Stadtzentrum – mit Pfeil und Bogen gejagt werden.
Für die Plage sieht das Ministerium verschiedene Gründe. Wildschweine bewegen sich viel, haben eine hohe Fortpflanzungsrate und passen sich gut an ihre Umwelt an. Gleichzeitig sinkt in Spanien die Zahl der Landbevölkerung und der Jäger. Und während des Lockdowns konnte sich die Tiere ungestört verbreiten. Diese Entwicklung betrifft freilich nicht nur Madrid.
Kritik von Tierschützern
Wildschweine am Strand, auf Spielplätzen, in Wohnanlagen. Im Internet wimmelt es von Bildmaterial, das bezeugt, wie zahlreich und nah die Tiere schon sind. Laut dem Forschungsinstitut für Jagd (IREC) gab es 2023 über eine Million davon in Spanien. Die Experten schätzen eine Verdopplung bis 2025 als realistisch ein. Málaga hat es mit zirka 22.000 Wildschweinen zu tun, sieben Mal so viele wie noch vor 15 Jahren. Im Februar ist eine Rotte von zehn Tieren die Treppen zum Einkaufszentrum Miramar in Fuengirola hinaufgestiegen und hat sich ohne Scheu den perplexen Menschen beim Bummel angeschlossen.
Trotz der Gefahren sind nicht alle mit dem Durchgreifen der Madrider Regionalregierung einverstanden. Interviewte sagen, dass man die Tiere schützen soll, in Social-Media-Videos hört man die Filmenden jubeln, als ein Wildschwein die Polizei überlistet. Die Tierschutzpartei PACMA kritisiert fordert, dass die Tiere nicht getötet und stattdessen eingefangen, sterilisiert und in sicherem Gebiet wieder freigelassen werden. Außerdem befürwortet sie experimentelle Lösungen, wie eine Impfung, die die Fruchtbarkeit der Bachen verschlechtert.
In Katalonien haben erste Versuche Wirkung gezeigt. Laut jüngsten Ergebnissen ist die Wildschweinbevölkerung westlich von Barcelona in den letzten drei Jahren um 50 Prozent gesunken. Daneben ist in Katalonien seit letztem Jahr die KI im Einsatz. Erkennt die Kamera Wild auf der Fahrbahn, schaltet sie die Warnschilder am Straßenrand ein, um Fahrer auf die Gefahr hinzuweisen.
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