Wie verhandelt eigentlich eine Welt-Konferenz?

BRITAIN-UN-CLIMATE-COP26
Gastgeber Boris Johnson hofft auf einen Erfolg, doch dafür müssen sich 197 Staaten erst einigen

Bei der Klimakonferenz sind 197 „Vertragsstaaten“ vertreten. Aber wie kommen die Staaten zu Beschlüssen? Wie wird mit 197 Vertragsparteien verhandelt?

Alle Staaten gleichzeitig sind nur im Plenum, quasi dem Parlament der Klimakonferenz, vertreten. Dort beginnt alles, dort endet die Konferenz, im besten Fall mit der Zustimmung zu substanziellen Beschlüssen.

Aber verhandelt wird in zahlreichen Untergruppen, den Ausschüssen. Und das klappt auch nur, weil sich die Staaten untereinander organisieren und zu Gruppen oder Blöcken zusammenschließen: Der größte Block sind die Schwellenländer, und nennt sich „G77 plus China“, das sind inzwischen 134 Staaten, von Indien bis Chile, Indonesien, Pakistan, Singapur bis Simbabwe.

Dann gibt es die „am wenigsten entwickelten Staaten“, die vom „Klimawandel besonders betroffenen Staaten“, die „Allianz der Inselstaaten“ (AOSIS), die sehr lose „Umbrella“-Gruppe mit Australien, Russland, USA, Kanada und Japan, die „Basic“-Gruppe mit Brasilien, Südafrika, Indien und China (manche Staaten gehören mehreren Gruppen an), und dann noch die arabische und afrikanische Gruppe – und die EU.

Diese Gruppen schicken jeweils einen Verhandler in die verschiedenen Untergruppen. Dort wartet der Vorsitz mit einem ersten Text-Vorschlag, was am Ende eigentlich rauskommen soll. Fast alle Wörter stehen anfangs in Klammern, zum Beispiel so:

„(Alle) Vertragsstaaten {verpflichten sich} (streben an), bis zum Jahr <2050> auf den Einsatz von (fossilem Öl), {fossilem Gas}, (für die Energiegewinnung), (für die Mobilität), (für die Raumwärme) (und für die Industrie) zu (verzichten).“

Und dann wird in tage- und nächtelangen Verhandlungen jedes Wort in Klammer besprochen, die Wörter ausgetauscht, manchmal Satzteile gelöscht, manchmal Gliedsätze angehängt.

Dann müssen die Verhandler natürlich Rücksprache mit ihrer jeweiligen Gruppe halten, ob das Ergebnis passt. Wenn nicht, muss die Untergruppe erneut verhandeln.

Bis keine Klammer mehr übrig bleibt.

Das können Sie gerne einmal mit ihren Kindern/Ehepartner/Lebensabschnittspartner ausprobieren, zum Beispiel mit dem Satz:

„(Kind) (Lebensabschnittspartner) X (verspricht) (stellt in Aussicht), (jeden) (jeden zweiten) (Tag) (Woche) (den Geschirrspüler) (die Waschmaschine) (einzuschalten) (auszuräumen), (morgens den Müll) (abends den Müll) (rauszutragen), (mit dem Hund morgens Gassi zu gehen) (und) (oder) (morgens das Kinderzimmer aufzuräumen).“  

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