Verwirrung nach Rat der WHO, keinen Mundschutz zu tragen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus keinen Nutzen im allgemeinen Mundschutztragen. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, dass damit etwas gewonnen wäre, sagte der WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan am Montag in Genf. Vielmehr gebe es zusätzliche Risiken, wenn Menschen die Masken falsch abnehmen und sich dabei womöglich infizieren. „Unser Rat: wir raten davon ab, Mundschutz zu tragen, wenn man nicht selbst krank ist“, sagte Ryan.
Österreich hatte am Montag angekündigt, Mundschutz beim Einkaufen zur Pflicht zu machen. Die Masken sollen an den Eingängen der Läden ausgeteilt werden. Bei dem Mund-Nasen-Schutz handle es sich nicht um die hochwertigen Masken, die das Gesundheitspersonal benötigt. Auch Tschechien hat einen Mundschutz-Zwang in der Öffentlichkeit eingeführt, Bulgarien ebenfalls.
"Übertragung durch die Luft wird etwas reduziert"
Kanzler Sebastian Kurz begründete die Maßnahme in Österreich wie folgt: "Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass solche Masken einen schützen. Aber die Übertragung durch die Luft wird etwas reduziert. Das ist kein Ersatz für das Abstandhalten. Es ist nur eine zusätzliche verschärfte Maßnahme." Es gehe darum, andere nicht anzuhusten und anzuniesen, sagte Kurz. Auch selbst produzierte Masken seien zulässig.
Auf KURIER-Nachfrage beim Gesundheitsministerium verweist man auf eine Studie der österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, die besagt, dass durch das Tragen von Mundschutzmasken das Infektionsrisiko gesenkt werden kann. Es gehe ja vorrangig darum, andere zu schützen, wird betont.
Verpflichtend werde das Tragen des Schutzes, sobald Supermärkte diesen vor dem Eingang auch anbieten können. Verordnung dazu gibt es aber vorerst noch keine. Fix sei, dass man in keinen Markt hineinkommen wird, wenn man sich weigert, die angebotenen Masken anzunehmen.
Warum Masken dennoch nützlich sein dürften
Zumindest nicht alle Experten teilen die Ansicht der WHO. In einem Kommentar im Fachmagazin The Lancet hat sich ein Expertenteam dafür ausgesprochen, im Alltag generell Mund-Nasen-Schutzmasken zu tragen, um keine mögliche Infektion weiterzugeben. Das geht weiter als etwa die Empfehlung der WHO (Masken für Gesunde nur dann, wenn Kontakt mit Menschen mit Krankheitsverdacht) oder des Robert-Koch-Instituts.
Der Hintergrund: Ein bis zwei Tage vor den Symptomen kann man das Virus bereits weitergeben – obwohl man sich noch gesund fühlt. Und ein großer Teil der Infektionen verläuft überhaupt ohne Symptome.
Cornelia Lass-Flörl vom Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der MedUni Innsbruck: „Diese Masken schützen andere vor einer Infektion. Es gibt aber auch einen gewissen Schutz des Maskenträgers selbst vor großen Sprech- und Hustentröpfchen.“ Das weit verbreitete Tragen von Masken wird als einer der Gründe genannt, warum man es Japan bisher besser geschafft hat, die Erkrankungszahlen zu kontrollieren.
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