WHO: Impfstoff-Tests in Afrika zu fordern "rassistisch"
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Forderungen französischer Wissenschafter, einen möglichen Corona-Impfstoff in Afrika zu testen, als "rassistisch" verurteilt. "Diese Art von rassistischem Gerede bringt nichts voran. Es widerspricht dem Geist der Solidarität. Afrika kann und wird kein Testgebiet für irgendeinen Impfstoff sein", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag.
Er kritisierte die Vorschläge am Montag als "Überbleibsel einer Kolonialmentalität". Die WHO werde "alle Regeln befolgen, um jeden Impfstoff oder jedes Therapeutikum auf der ganzen Welt zu testen, ob in Europa, Afrika oder wo auch immer", betonte Tedros. "Es ist beschämend und entsetzlich, Wissenschafter im 21. Jahrhundert solche Bemerkungen sagen zu hören. Wir verurteilen sie auf das Schärfste."
Zwei Wissenschafter hatten Anfang April im französischen Fernsehen darüber gesprochen, einen möglichen Impfstoff in Afrika zu testen. Dort gebe es "keine Masken, keine Behandlungsmöglichkeiten und keine Wiederbelebungsmaßnahmen", sagte Jean-Paul Mira, Chefarzt am Pariser Cochin-Krankenhaus. So sei es auch bei Studien zu Aids gemacht worden. Mira hatte im Vorfeld gesagt, er wolle bewusst provozieren.
Camille Locht, Forschungsdirektor des staatlichen Inserm-Instituts, antwortete daraufhin: "Sie haben recht, wir überlegen, eine parallele Studie in Afrika durchzuführen." Gleichzeitig denke man aber auch über mögliche Studien in Europa oder Australien nach, sagte Locht.
Die Äußerungen, für die sich beide Forscher mittlerweile entschuldigt haben, riefen empörte Reaktionen hervor. Das französische Außenministerium erklärte, dass die Aussagen "nicht die Position der französischen Behörden widerspiegeln".
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