Wo ist Gergovia?
Aber wo ist dieser Ort tatsächlich? Wo liegt das Gergovia der Antike? Dort, wo das Dorf heute angesiedelt ist, oder doch einige Kilometer entfernt?
Ein Detailproblem, wie Uneingeweihte meinen könnten, ein Schlachtfeld für Historiker, Archäologen und diverse amtliche Hüter des nationalen Erbes. Schließlich hat der konservative Regionalpräsident, Laurent Wauquiez, mit dem Ort Großes vor: Um 40 Millionen Euro soll ein Museum entstehen, das ausschließlich der Kultur der Gallier gewidmet ist. Ein dickes Pflaster also für den ohnehin angekratzten französischen Nationalstolz. Wauquiez soll ja Ambitionen haben, Macron zu beerben.
Dass Gergovia dort liegt, wo es liegt, dafür ist eigentlich ein Florentiner aus der Renaissance verantwortlich. Von der Antike begeistert, erklärte dieser Gabriel Simeoni schon 1560, das berühmte Schlachtfeld entdeckt zu haben. Im nationalistischen Überschwang des späten 19. Jahrhunderts wurde dann das nächstliegende Dorf in Gergovie umbenannt.
"Archäologischer Betrug"
Damit hatte sich Frankreich endgültig auf den Ort seines für den Nationalstolz so wichtigen Sieges festgelegt. Doch anders als Regierung und Präsident, die dem Ganzen das Gütesiegel Nationalerbe verliehen haben, sind sich die Historiker keineswegs einig. Schon Simeoni sei völlig in die Irre gelaufen, behaupten einige und sprechen von einem „archäologischen Betrug“. Es sei schlicht unmöglich, dass die Schlacht tatsächlich dort stattgefunden habe.
Die wichtigste Argumentationshilfe dieser Skeptiker ist ausgerechnet der Mann, der die Schlacht verlor: Gaius Julius Cäsar. Der römische Feldherr und zukünftige Diktator hatte nämlich in seinem Werk „Der gallische Krieg“ das Schlachtfeld eingehend geschildert. Und diese Schilderung, so wird argumentiert, passe einfach nicht mit Gergovie zusammen. Außerdem gebe es dort keinerlei Wasservorkommen, und ohne die hätte man in der Antike nicht kämpfen können.
Solarpark geplant
Das wirkliche Schlachtfeld liegt angeblich ein paar Kilometer entfernt von Gergovie. Um ihre Sicht der Dinge durchzufechten, ist eine lokale Initiative sogar vor Gericht gezogen. Allzu lange sollten die Verfahren allerdings nicht dauern. Dort, wo die Andersdenkenden das Schlachtfeld vermuten, soll demnächst ein Solarpark entstehen.
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