Apokalyptische Brände in L.A.: "Wir haben nicht genug Feuerwehrleute"
Zusammenfassung
- Die Brände in Los Angeles haben bisher mindestens elf Todesopfer gefordert, und die Behörden befürchten einen Anstieg der Opferzahl.
- Feuerwehrleute haben zwei von fünf Bränden unter Kontrolle, doch die Lage bleibt kritisch, da stärkere Winde erwartet werden.
- Die Leiterin der Feuerwehr kritisiert Budgetkürzungen, während mögliche Brandursachen wie defekte Stromleitungen untersucht werden.
Bei den katastrophalen Bränden rund um Los Angeles ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens elf gestiegen. Sechs Menschen kamen dem Medical Examiner zufolge beim Eaton Fire nahe Pasadena, fünf weitere beim Palisades Fire im Stadtteil Pacific Palisades ums Leben.
Behörden befürchten, dass sich die Opferzahl weiter erhöhen könnte, sobald Ermittler die teilweise völlig verwüsteten Gebiete gefahrlos erreichen können.
Zwei Feuer unter Kontrolle
Die Löscharbeiten kamen dank kurzzeitig nachlassender Winde voran, für dieses Wochenende erwarten Wetterexperten jedoch erneut stärkere Böen. Die Lage in den Brandgebieten sei angesichts anhaltender Trockenheit und Winde weiter "kritisch", konnte der US-Wetterdienst vorerst keine Entwarnung geben. "Die Situation ist weiterhin sehr gefährlich", sagte die Chefin des US-Katastrophenschutzes FEMA, Deanne Criswell.
Von den fünf verschiedenen Feuern seien nur zwei größtenteils unter Kontrolle, teilte die Brandschutzbehörde Cal Fire mit. Das Hurst Fire und das Lidia Fire sind weitgehend eingedämmt, das Kenneth Fire immerhin inzwischen zu 50 Prozent.
Die weitaus heftigeren Brände, das Palisades Fire im Stadtteil Pacific Palisades und das Eaton Fire nahe Pasadena konnten hingegen bisher nur zu acht beziehungsweise drei Prozent eingedämmt werden.
Im Stadtteil Pacific Palisades weitete die Feuerwehrbehörde die Evakuierungsanordnung am frühen Morgen auf weitere Gebiete aus. Der Bezirk Los Angeles rief kurz zuvor wegen der gefährlichen Rauchentwicklung den örtlichen Gesundheitsnotstand aus, wie der Fernsehsender CNN berichtete.
12.000 Gebäude zerstört
Nach Schätzungen der Behörde wurden bereits mehr als 12.000 Gebäude durch die Brände zerstört oder beschädigt. Rund 58.000 weitere sind gefährdet.
Seit Dienstag gingen demnach rund 15.000 Hektar Land in Flammen auf. Mehr als 180.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Größen und andere Prominente.
Leiterin der Feuerwehr kritisiert Stadtverwaltung
Derweil machte die Leiterin der Feuerwehr von Los Angeles, Kristin Crowley, der Stadtverwaltung schwere Vorwürfe. Die Kürzung der Haushaltsmittel für die Feuerwehr um 17 Millionen Dollar (16,5 Millionen Euro) wirke sich jetzt negativ auf die Fähigkeit ihrer Behörde aus, die Brände zu bekämpfen, beklagte sie bei CNN.
"Wir können den jetzigen Zustand nicht länger aufrechterhalten. Wir haben nicht genug Feuerwehrleute". Am Freitagnachmittag soll es daraufhin zu einem Treffen mit Bürgermeisterin Karen Bass gekommen sein.
Stromleitung als Brandursache?
Die Ursachen der Brände sind weiterhin unklar. "Sollte sich herausstellen, dass einer der Brände vorsätzlich gelegt wurde, werden die Verantwortlichen verhaftet, strafrechtlich verfolgt und im vollen Umfang des Gesetzes bestraft", sagte Dominic Choi von der Polizeibehörde.
Neben Brandstiftung werden nun defekte Stromleitungen als mögliche Ursache untersucht. Es geht um eine herabgefallene Leitung, die in der Nähe eines Masts entdeckt wurde, wie das kalifornische Unternehmen SCE mitteilte. Die Brandschutzbehörden prüften, ob dadurch womöglich das sogenannte Hurst-Feuer im Stadtteil Sylmar ausgelöst worden sei. Ob der Leitungsschaden vor oder nach Ausbruch des Feuers entstanden sei, wisse SCE nicht, teilte die Firma mit, die ein Tochterunternehmen von Edison International ist.
Ausgangssperre wegen Plünderungen
Angesichts der Gefahr durch Plünderer hat die Polizei von Los Angeles in betroffenen Gebieten eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. "Sie dürfen sich nicht in diesen betroffenen Gebieten aufhalten. Wenn Sie es doch tun, werden Sie verhaftet", sagte Bezirkssheriff Robert Luna am Freitag.
"Diese Ausgangssperre wird streng durchgesetzt.". Sie diene der öffentlichen Sicherheit, dem Schutz von Eigentum und der Verhinderung von Einbrüchen und Plünderungen in den evakuierten Gebieten. "Wir tun dies nicht, um jemandem Unannehmlichkeiten zu bereiten", sagte Luna. Die Ausgangssperre in den betroffenen Gebieten, darunter das Villen-und Prominentenviertel Pacific Palisades, gilt von 18.00 Uhr bis 6.00 Uhr.
Gute Nachricht für James Woods
Für manche gab es aber auch gute Nachrichten: So steht das Haus des US-Schauspielers und erklärten Klimaleugners James Woods doch noch - nachdem dieser überzeugt war, dass es die Feuersbrunst nicht überlebt hatte.
"Ein Wunder ist geschehen", schrieb der zweimal für den Oscar nominierte Filmstar („Es war einmal in Amerika“) in einem Post auf der Online-Plattform X. "Wir haben es geschafft, zu unserem Grundstück zu gelangen, und unser Haus, von dem man uns sagte, es sei für immer verloren, steht immer noch", schrieb er. Dazu postete er ein Video von der völlig verbrannten Umgebung rund um seine Villa im besonders betroffenen Stadtteil Pacific Palisades und sprach von einer "Höllen-Landschaft".
Gouverneur lädt Trump ein
Gleichzeitig hatte Woods erst vor wenigen Tagen in sozialen Medien behauptet, die Feuer hätten nichts mit dem Klimawandel zu tun und hatte stattdessen den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom und die Bürgermeisterin Bass, beide Demokraten, für die Katastrophe verantwortlich gemacht.
Auch der künftige US-Präsident Trump hatte vor einigen Tagen gegen den Gouverneur gewettert. Newsom lud den Republikaner nun ein, sich das Ausmaß der Waldbrände in Los Angeles persönlich anzusehen. Dabei könne Trump sich mit eigenen Augen ein Bild von der Verwüstung machen, gleichzeitig den heldenhaften Feuerwehrleuten danken und betroffene Bürger treffen, schrieb der Demokrat in einem Brief, den er auf X veröffentlichte.
Die Brände könnten laut Analysten zur kostspieligsten Feuersbrunst in der Geschichte der USA werden. Kaliforniens Versicherungsbeauftragter Ricardo Lara forderte eine schnelle Auszahlung von Versicherungsleistungen für die Betroffenen. Einige große Anbieter hatten Berichten zufolge bereits im Frühjahr den Versicherungsschutz in besonders risikoreichen Gebieten eingeschränkt oder zurückgezogen, wodurch viele Hausbesitzer ungeschützt sein könnten.
US-Soldaten bereiten sich auf möglichen Einsatz vor
500 in Kalifornien stationierte US-Soldaten bereiten sich auf einen möglichen Einsatz in den Waldbrandgebieten vor. Sie stünden bereit, auf Anforderung der kalifornischen Behörden zu unterstützen, etwa beim Räumen von Straßen oder bei Such- und Rettungseinsätzen, sagte eine Pentagon-Sprecherin. Zudem könnten zehn Helikopter angefordert werden, die bei der Brandbekämpfung helfen können.
Es sei an Kalifornien, zu entscheiden, wie die Ressourcen am besten eingesetzt werden könnten, sagte die Sprecherin. Das Verteidigungsministerium stellt nach eigenen Angaben auch vier Brandbekämpfungssysteme zur Verfügung, die in Militärflugzeuge eingebaut werden können. Einige davon sollen nach Angaben der Sprecherin am Wochenende zu Einsatz kommen.
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