US-Experte Fauci über Coronavirus: "Schlimmster Alptraum"
US-Immunologe Anthony Fauci hat das Coronavirus wegen seiner leichten Übertragbarkeit als "schlimmsten Alptraum" für Gesundheitsexperten bezeichnet. Die Effizienz, mit der das Virus Menschen anstecke, sei "wirklich bemerkenswert", sagte Fauci, der auch das Weiße Haus berät, am Donnerstag auf einer Veranstaltung des US-Mediums The Hill.
Angesichts des drastischen Anstiegs der Zahl der Neuinfektionen im Süden und im Westen der USA riet Fauci den betroffenen Bundesstaaten, geplante Lockerungen der Corona-Auflagen auf Eis zu legen. Die aktuellen Corona-Ausbrüche in vielen Teilen der Vereinigten Staaten sei auf die zu frühe Wiedereröffnung einiger Bundesstaaten zurückzuführen.
"Das müssen wir besser machen"
Die USA hätten es nach der ersten Zuspitzung der Pandemie im März nie geschafft, weniger als 20.000 Neuinfektionen pro Tag zu erreichen. Trotzdem hätten südliche Bundesstaaten ihre Beschränkungen schnell gelockert, erklärte Fauci. "Das müssen wir besser machen."
Am Dienstag und am Mittwoch vermeldeten die USA rund 60.000 Neuinfektionen pro Tag, vor allem in den Bundesstaaten Florida, Texas, Kalifornien und Arizona.
Eine der großen Herausforderungen des Coronavirus sei es, dass es viele Infizierte gebe, die den Erreger weiter verbreiteten, selbst jedoch keine Symptome zeigten, erklärte Fauci. Er forderte auch, den Kampf gegen das Virus nicht politisch zu instrumentalisieren. "Wir sitzen hier alle im gleichen Boot."
Fauci ist der Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten und ein Mitglied der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses. Vergangene Woche hatte er bei einer Anhörung im Kongress gewarnt, ohne entschlossenes Gegensteuern könne die Zahl der Neuinfektionen pro Tag in den USA bald auf bis zu 100.000 steigen.
Bundesstaaten haben zu früh geöffnet
"In einigen Staaten sprangen die Gouverneure und Bürgermeister im wesentlichen über die Richtlinien und Kontrollpunkte und öffneten etwas zu früh", sagte Fauci dem Podcast "FiveThirtyEight", der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der Experte und Regierungsberater nannte Florida als Beispiel, das einige Richtlinien außer Acht gelassen habe.
Dass die USA mit momentan täglich um die 60.000 nachgewiesenen Neuinfektionen hohe Anstiege verzeichnen, führte Fauci dabei auch auf die Zerstrittenheit der amerikanischen Politik zurück: "Ich denke, man muss davon ausgehen, dass es ohne eine solche Spaltung einen koordinierteren Ansatz geben würde". Einigen Politikern in den Vereinigten Staaten, allen voran Präsident Donald Trump und einigen Gouverneuren, wurde mehrfach vorgeworfen, in der Pandemie Entscheidungen unter politischen und nicht gesundheitlichen Gesichtspunkten zu treffen.
65.551 Neuinfektionen in 24 Stunden
In den USA ist die Zahl der täglich festgestellten Neuinfektionen mit dem Coronavirus abermals auf ein neues Rekordhoch angeschwollen. Innerhalb von 24 Stunden wurden weitere 65.551 Ansteckungsfälle gezählt, wie aus am Donnerstagabend (Ortszeit) von der Johns-Hopkins-Universität veröffentlichten Zahlen hervorging. Der vorherige 24-Stunden-Rekord lag bei 60.209 Infektionsfällen und war am Dienstag verzeichnet worden.
Insgesamt liegt die Zahl der erfassten Infektionsfälle im Land den Angaben der Universität zufolge inzwischen bei 3,1 Millionen. Auch wurden demnach seit Mittwoch weitere 1.000 Todesopfer gezählt. Die Gesamtzahl der verzeichneten Todesfälle durch die Infektion stieg damit auf 133.195.
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