Unwetter: Höchste Alarmstufe in Südtirol ausgerufen

In den Nachtstunden wird sich die Situation voraussichtlich zuspitzen. Landesleitstelle aktiviert.

Aufgrund der heranziehenden Regenwetterfront ist in Südtirol am Montag die höchste Alarmstufe "Rot" ausgerufen worden. Es handle sich demnach um "eine Krise, die nicht nur große Gebiete erfasst, sondern sich stetig intensivieren kann", teilte das Land in einer Aussendung mit. Die Landesleitstelle, in der alle Fäden aller Einsätze zusammenlaufen, wurde aktiviert.

Am Nachmittag und Abend sei weiterhin mit teils kräftigem Regen zu rechnen. Auch einzelne Gewitter können entstehen, warnte Landesmeteorologe Dieter Peterlin. Bei den Rotwandwiesen in Sexten seien bis zu 200 Liter pro Quadratmeter gemessen worden, in Ladurns und Pens waren es 190 Liter und in Bozen 103 Liter pro Quadratmeter. Mit der nächsten Regenfront seien wieder über 100 Liter pro Quadratmeter wahrscheinlich, hieß es. Die Windgeschwindigkeiten würden auf 100 bis 150 km/h steigen.

 

In den Nachtstunden werde sich die Situation voraussichtlich zuspitzen. An der Etsch bei Branzoll wurde erwartet, dass die Hochwasserschwelle gegen 6.00 Uhr Dienstagfrüh erreicht wird. Kritisch könne die Situation auch bei der Rienz bei Vintl werden, wo die Hochwasserschwelle voraussichtlich um 4.00 Uhr erreicht wird. Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, jene Abschnitte von Straßen, Radwegen und Infrastrukturen oder auch Baustellen im Auge zu behalten, die sich in der Nähe von Wasserläufen befinden.

Unwetter in Italien

Eine Unwetterfront mit Starkregen und Sturm hat in Italien seit Sonntag mehrere Menschenleben gekostet. Die Schulen blieben in mehreren Regionen geschlossen. In Kärntens friaulischer Nachbarprovinz Udine kam es Überschwemmungen und Erdrutschen. Weil Bäume auf die Fahrbahn stürzten, mussten Feuerwehren in zahlreichen Städten und Dörfern der Provinz, darunter Tolmezzo, Gemona, San Daniele und Cividale, ausrücken.

Die Südtiroler Brennerautobahn (A22) war wegen eines Murenabgangs am Sonntagabend blockiert. Sechs Fahrzeuge wurden von den Schlammmassen erfasst und ein Lenker leicht verletzt. Auch die Brennerbahnstrecke wurde zwischenzeitlich gesperrt. Aufgrund der nächsten heranziehenden Regenwetterfront wurde die höchste Alarmstufe "Rot" ausgerufen. Am Nachmittag und Abend sei weiterhin mit teils kräftigem Regen zu rechnen.

Der Markusplatz in Venedig stand am Montag nach heftigen Regenfällen bis zu eineinhalb Meter unter Wasser. Für den Nachmittag wurden 160 Zentimeter erwartet. Wie bei "Acqua alta" üblich, wurden Holzstege in den Straßen aufgestellt, damit Passanten weitgehend trockenen Fußes ihr Ziel erreichen konnten. Der Verkehr mit den Vaporetti, den Passagierbooten, wurde größtenteils eingestellt. Ärzte machten keine Hausbesuche.

In der Dolomitenstadt Cortina mussten 40 Personen ihre Häuser verlassen, weil der Fluss Bigontina über die Ufer zu treten drohte. Auch im Raum der norditalienischen Stadt Vicenza kam es zu Überschwemmungen. Flüsse traten in der Region Venetien über die Ufer, Straßen waren unterbrochen.

Der Pegel des Po, des längsten Flusses Italiens, stieg infolge der schweren Niederschläge innerhalb von 24 Stunden um zweieinhalb Meter. Nach extremer Dürre im September gilt ganz Norditalien als besonders von Überschwemmungen bedroht, weil der harte und ausgetrocknete Boden das Wasser nicht aufnimmt.

Starkregen, Sturmböen und Hagel sorgten auch in Ligurien für chaotische Zustände. In Monterosso, Teil der "Cinqueterre", mussten Häuser und Geschäfte im Ortkern evakuiert werden. In Monterosso war es bereits 2011 zu schweren Überschwemmungen mit mehreren Toten gekommen. In der ligurischen Provinz La Spezia wurde der regionale Bahnverkehr unterbrochen, weil Geröll die Schienen verlegte. Flüsse in der Gegend traten über die Ufer. Wegen hoher Wellen und starken Windes kam es auch zu Problemen im Hafen von La Spezia.

Die Autobahn Mailand-Bologna war zwischen Piacenza und Fiorenzuola wegen Überflutungen gesperrt. Mehrere Menschen wurden in Mailand, Rom und Pescara durch umstürzende Bäume verletzt. Auch aus der toskanischen Provinz Grosseto wurden Überschwemmungen gemeldet.

Betroffen war auch der Süden. Wegen des starken Windes gab es Schwierigkeiten bei den Fährenverbindungen zwischen Neapel und den Inseln Capri und Ischia. Flugzeuge, die in Palermo hätten landen sollen, wurden wegen des starken Schirokko-Windes auf die Flughäfen von Catania und Trapani umgeleitet. In der Region um Brindisi fegte am Sonntag ein Tornado über das Land und zerstörte Olivenhaine.

Todesopfer

Am Sonntag waren vier Männer in der südlichen Region Kalabrien ums Leben gekommen. Sie wurden in der Nähe der Stadt Crotone von einem Erdrutsch getötet, als sie ein durch das Unwetter zerstörtes Rohr reparieren wollten, berichtete die Polizei am Sonntag laut Nachrichtenagenturen. Beim Hafen von Catanzaro in Kalabrien an der Stiefelspitze Italiens fand die Feuerwehr einen Toten, nachdem ein Segelboot von der Strömung fortgerissen worden war.

Am Montagnachmittag haben die Unwetter zwei weitere Todesopfer gefordert. Zwei Personen starben in der Provinz Frosinone südlich von Rom, nachdem ein Baum auf ihr Auto gefallen ist, teilte der Zivilschutz mit. Die Gegend um Rom war am Montag von schweren Winden und Regenfällen betroffen.

Reißender Bach im Cadinotal

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