UNO-Klimagipfel: Gretas Tränen ernten nur Trumps Spott
Mit einer wütenden Rede hat die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg beim UNO-Klimagipfel in New York für Aufsehen gesorgt. "Wir befinden uns am Anfang eines Massen-Aussterbens, und alles, woran Ihr denken könnt, sind Geld und Märchen von ewigem Wachstum. Wie könnt Ihr es wagen!", sagte Thunberg am Montag mit Tränen in den Augen und belegter Stimme.
Thunberg ist die Initiatorin der Jugendbewegung "FridaysForFuture", die vergangene Woche weltweit Millionen Menschen zu einem Klima-Streik auf die Straße gebracht hatte. Die Klima-Aktivistin und 15 weitere Kinder und Jugendliche aus zwölf Ländern haben am Montag eine Beschwerde beim Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen eingereicht.
Darin werfen sie den UN-Mitgliedsstaaten vor, nicht genug gegen den Klimawandel zu unternehmen und damit gegen die vor 30 Jahren verabschiedete UN-Kinderrechtskonvention zu verstoßen, wie das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Montag mitteilte.
Trump spottet über Thunberg
US-Präsident Donald Trump verpasste die Rede der jungen Klimaaktivistin, denn er erschien zwar überraschenderweise doch - allerdings zu spät - auf dem Gipfel und blieb auch nur ein paar Minuten. Danach spottete er über Thunberg auf Twitter: "Sie wirkt wie ein sehr glückliches junges Mädchen, das sich auf eine strahlende und wunderbare Zukunft freut. So schön zu sehen!"
Dazu verlinkte Trump einen Video-Ausschnitt der Rede Thunbergs. Darin wirft die Schülerin den Politikern vor, mit ihrer Trägheit in der Klimakrise die junge Generation verraten zu haben. Die 16-Jährige hatte die Dutzenden Staats- und Regierungschefs in der voll besetzten Halle der UN-Vollversammlung zu mehr Engagement beim Klimaschutz aufgerufen. "Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Jugend zu stehlen mit euren leeren Worten?", rief sie den Mächtigen dieser Welt entgegen.
Außerdem warf sie ihnen vor: "Sie lassen uns im Stich! Aber die jungen Leute beginnen, Ihren Verrat zu durchschauen."
Ein offizielles Treffen zwischen Trump und Thunberg hatte es beim Klimagipfel nicht gegeben. Ursprünglich wollte Trump gar nicht an der Konferenz teilnehmen. Nachdem er doch erschienen war, sorgt eine kurze und ungeplante Szene hinter den Kulissen des Gipfels im Internet für Wirbel. In einem Video war zu sehen, wie Trump mit seiner Delegation durch einen Gang des UN-Hauptquartiers lief. Thunberg stand wenige Meter entfernt. Der Präsident nahm keine Notiz von der Schülerin, während sie ihm mit ernster Miene hinterher schaute.
Trump ist ein bekennender Klimawandel-Skeptiker. Er hat den menschengemachten Klimawandel immer wieder angezweifelt und den Austritt seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen angekündigt. Offiziell wurden die USA bei dem Gipfel nur durch eine Büroleiterin des Außenministeriums vertreten.
Auch andere Staats- und Regierungschef hatten ihre Teilnahme demonstrativ abgesagt, unter ihnen Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, unter dessen Regierung die Vernichtung der Regenwälder im Amazonasgebiet Rekordausmaße erreicht hat.
Gute Nachrichten dagegen kamen aus Russland: Regierungschef Dimitri Medwedew unterzeichnete laut offiziellen Angaben das entscheidende Dokument, mit dem sein Land dem Pariser Klimaabkommen beitreten kann und sich zu den darin vereinbarten Zielen bekennt.
Van der Bellen von Greta Thunberg beeindruckt
Beeindruckt von der Rede der jungen Klimaaktivistin hat sich Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen gezeigt. Es sei eine enorme Dynamik in die Klimadebatte gekommen. Das sei einerseits UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, aber auch der "Fridays-for-Future"-Bewegung zu verdanken. Noch vor zwei Jahren sei es undenkbar gewesen, dass dieses Thema so eine Rolle bei einer UNO-Vollversammlung spielen könnte. "Wer diese Dramatik aber nicht verarbeitet, dem fehlt grundsätzlich etwas Empathie für die Entwicklung der Menschheit und der Natur."
Guterres zufrieden mit Gipfel
UNO-Generalsekretär Guterres konnte zum Auftakt des Gipfels eine Erfolgsmeldung verkünden: Insgesamt 66 Länder verpflichteten sich, bis zum Jahr 2050 CO2-Neutralität zu erreichen - darunter auch Deutschland. Bei der CO2-Neutralität geht es darum, nicht mehr Kohlendioxid auszustoßen als gleichzeitig abgebaut oder gespeichert werden kann.
Eine weltweite CO2-Neutralität bis zur Mitte dieses Jahrhunderts ist nach Einschätzung des Weltklimarats die Voraussetzung dafür, die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzen zu können. Dieses Ziel hatte sich die internationale Gemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen gesetzt.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte zu der Verpflichtung, Deutschland habe sich vorgenommen, "im Jahr 2050 klimaneutral zu sein". Mit seinem am Freitag beschlossenen Klimapaket wolle Deutschland seinen Beitrag zu einer "nachhaltigen Wirtschaft und zu einem nachhaltigen Leben weltweit" leisten, so Merkel, die am Rande des Klimagipfels mit Thunberg zusammentraf.
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