Ukraine-Krieg: Zigtausende Delfine im Schwarzen Meer getötet
An den Küsten des Naturschutzgebiets um Odessa, eine Hafenstadt am Schwarzen Meer, wird eine "schockierende Anzahl" an toten Delfinen angeschwemmt, berichtet der ukrainische Meeresbiologe Ivan Rusev gegenüber der britischen BBC und anderen Medien.
Die kriegerischen Aktivitäten von U-Booten im Schwarzen Meer würden zu einer Katastrophe für die Unterwasser-Tierwelt führen, sagt Rusev, und nennt Zahlen:
In einem "normalen Jahr" fände man vielleicht drei bis vier tote Delfine entlang der 44 Kilometer langen Küste. Wegen des Krieges ist ein Großteil der Küste vom Militär gesperrt, auf dem verbliebenen Streifen von rund fünf Kilometer waren es alleine von Februar bis August 35 Kadaver.
Rusev sprach mit Kollegen aus den anderen Ländern am Schwarzen Meer (mit Ausnahme von Russland und Georgien) und kam so auf 2.500 Entdeckungen seit Kriegsbeginn. Bedenkt man die Dunkelziffer, weil die meisten toten Tiere ja nicht angeschwemmt werden, sondern untergehen, rechnet der Meeresbiologe mit einer Fallzahl, die in die Zehntausende geht.
Sonargeräte von U-Booten
Todesursache dürfe laut Forschern hauptsächlich ein "akustisches Trauma" durch die Verwendung von Sonargeräten der vorwiegend russischen U-Boote sein.
Wenn Delfine dem Druck von Sonargeräten ausgesetzt sind, kann das ihr akustisches System, also ihr Gehör, zerstören. Dieses brauchen sie aber, um zu navigieren, zu kommunizieren und auch, um Nahrung zu suchen. Wenn sie dazu nicht mehr in der Lage sind, "verunfallen" sie und kommen zu Tode - oder sie verhungern, erklärt der Meeresbiologe.
Einige der Tiere, die an die Küste geschwemmt wurden, wiesen aber auch Verbrennungen durch Bomben- oder Minenexplosionen auf.
Rusev weist seit dem Frühsommer auch in den sozialen Medien eindringlich auf die Meerestragödie hin:
Vor Kriegsbeginn lebte rund eine Viertelmillion Delfine im Schwarzen Meer. Auch die Türkische Stiftung für Meerestiere-Forschung warnte bereits im April vor den Auswirkungen auf das marine Ökosystem. Zuvor waren es Überfischung und der Klimawandel, mit dem Krieg sei nun eine weitere Gefahr dazugekommen.
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