"The Great Stink": Wegen verschmutzter Themse - neue Super-Kanalisation für London

"The Great Stink": Wegen verschmutzter Themse - neue Super-Kanalisation für London
Ein Tunnel soll die Abwasserversorgung modernisieren und verhindern, dass Abwasser in die Themse gelangt.

Bereits seit sieben Jahren arbeiten Tausende Ingenieure und Bauarbeiter an der bislang umfassendsten Erneuerung des Londoner Abwassersystems. Grund hierfür ist, dass die inzwischen fast schon museal anmutende Kanalisation die großen Abwassermengen kaum noch bewältigen kann. Besonders, wenn es regnet, fließt das Abwasser ungeklärt in die Themse. Ein neuer, gigantischer Tunnel soll jetzt Abhilfe schaffen.

The Great Stink

Das Abwassersystem der britischen Hauptstadt geht auf den Sommer 1885 zurück: "The Great Stink" (dt.: "Der große Gestank"). Die lang anhaltende, ungewöhnliche Hitze in diesem Sommer und die damals übliche Einleitung von ungeklärtem Abwasser in die Themse verpesteten in London die Luft derart, dass der Bau einer Abwasserentsorgung beschlossen wurde.

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Eben jenes System, von Ingenieur Joseph Bazalgette, wird auch heute noch genutzt. Das Problem: Bei der Konstruktion fließt das Abwasser durch die gleichen Röhren wie Regenwasser.

"Immer, wenn es regnet oder nur nieselt, läuft die Kanalisation voll und alles entlädt sich direkt in die Themse", so Taylor Geall von der Baufirma Tideway, die das aktuelle Großprojekt leitet. "Derzeit geraten pro Jahr durchschnittlich 40 Millionen Tonnen Abwasser unbehandelt in die Themse."

Entlastung durch neue Röhren

Zwar seien die Ziegelsteinröhren aus dem 19. Jahrhundert in einwandfreiem Zustand, reichen aber heutzutage nicht mehr aus, da sich die Bevölkerung von vier auf neun Millionen Einwohner vergrößert habe.

Eine 25 Kilometer lange Tunnelröhre mit einem Durchmesser von 7,2 Metern, die dem Verlauf der Themse folgt, soll künftig die Abwassermengen auffangen.

Kosten von Wasserversorger-Kunden getragen

Das Megaprojekt, das umgerechnet über fünf Milliarden Euro teuer ist, soll im kommenden Jahr in die Erprobungsphase gehen. Der Vollbetrieb ist für 2025 angesetzt. Die Finanzierung läuft über 15 Millionen Kunden des Wasserversorgers von Groß-London, Thames Water, durch eine Abgabe auf ihrer Wasserrechnung.

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