Trump streicht Geld für Mega-Teleskop: Spanien will es nach La Palma holen

Tajogaite volcano in La Palma declared protected area
Spanien bemüht sich, die in den USA verschmähte Wissenschaft nach Europa zu holen. Die Regierung will, dass das größte Teleskop der nördlichen Hemisphäre von Hawaii auf die Kanaren kommt.

Wer nachts außerhalb der Städte unterwegs ist, kann in den Genuss eines klaren Nachthimmels kommen. Wenn das Wetter mitspielt und der Mond nicht scheint, ist der Himmel pechschwarz und übersäht von unzähligen Sternen. Um diese zu beobachten, macht es deshalb Sinn, auf einer Insel zu sein. Isoliert im Meer, weit weg von Lichtverschmutzung. Noch besser eignen sich Vulkaninseln, die aus dem Wasser in den Himmel ragen, wie Hawaii und die Kanaren. Das größte Teleskop der nördlichen Hemisphäre soll nun von der einen auf die andere umziehen.

400 Millionen Euro plant die spanische Regierung zu investieren, um das Projekt aus den USA nach Europa zu holen. Dieses ist bereits fertig geplant, aber das Teleskop steht noch nicht. Spanien hat schon lange Interesse daran gezeigt, doch als Standort war bisher immer Mauna Loa auf Hawaii vorgesehen. Bis Präsident Trump entschieden hat, dem Standort die Förderung zu entziehen.

Das Observatorium auf Hawaii ist auf die Beobachtung von Treibhausgasen spezialisiert. Wissenschaftler aus der ganzen Welt forschen auf Grundlage der Daten, die aus Mauna Loa stammen. Darunter befinden sich auch die Zahlen, die eine zunehmende Kohlendioxidbelastung in der Atmosphäre belegen. Seit den Fünfzigerjahren sind diese stets gewachsen, weil Staaten Öl-, Gas- und Kohle verbrennen. Für Umweltforschung will die Trump-Regierung 2026 kein Geld ausgeben. Aber jedes Mal, wenn der US-Präsident den Rotstift bei Forschung und Wissenschaft ansetzt, schenkt er Europa eine neue Chance.

Europäische Staaten, darunter auch Österreich, betreiben schon seit den Sechzigerjahren die Europäische Südsternwarte in Chile. Das Gelände ist im James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ zu sehen, wo es als Kulisse in der chilenischen Wüste dient. Hinter dieser Kulisse befindet sich das „sehr große Teleskop“, mit dem seit knapp dreißig Jahren schwarze Löcher erforscht und Nobelpreise gewonnen werden. Daneben bauen die Europäer aktuell das „extrem große Teleskop“, das größte der Welt.

CHILE-ESO-ASTRONOMY-PARANAL-OBSERVATORY-POLLUTION

Europäische Sternwarte in Chile

In Europa, auf den Kanaren, befindet sich die Europäische Nordsternwarte. Und hier, auf der Insel La Palma soll in Zukunft auch das zweitgrößte Teleskop der Welt stehen, das „Thirty Meter Telescope“. Mit seinen dreißig Metern Durchmesser soll es laut Projektwebsite die Erforschung von Galaxien, dunkler Materie und der Möglichkeit von Leben außerhalb des Sonnensystems revolutionieren.

Spanien hofft für die Umsetzung auf die Unterstützung durch die europäischen Partner. Auch, weil der europäische Standort obsolet wird, sollten alle Beobachtungen in Zukunft ausschließlich in Chile stattfinden, wo zudem nicht alles zu sehen ist, wie der Direktor das astrophysikalischen Forschungszentrums auf den Kanaren, Valentín Martínez-Pillet, gegenüber der Tageszeitung „El País“ bemerkt. 

„Spanien hat noch nie so viel in Forschung investiert“, sagt die zuständige Ministerin Diana Morant zur Ankündigung des spanischen Angebots. „Noch nie hatten wir die Mittel, Talent anzuwerben“, ergänzt sie in Bezug auf den Wirtschaftsaufschwung, den das Land aktuell erlebt und von dem die Kanaren hoffen, zu profitieren. Auch deshalb sind die Rahmenbedingungen bereits geschaffen: Alle Genehmigungen sind eingeholt und sogar der Himmel über La Palma ist rechtlich abgesichert. Das sogenannte „Himmelsgesetz“ von 1988 sorgt dafür, dass Lichtverschmutzung hier nicht zum Problem wird.

Kommentare