Sirenen blieben stumm: Tödliche Fehler vor dem Tsunami

Überschwemmte Moschee in Westpalu.
Als die Welle in Indonesien kam, waren sich viele Menschen der Gefahr nicht bewusst. Tausende Tote werden befürchtet.

Noch lässt sich nur erahnen, wie schlimm die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Indonesien wirklich ist. Nach einer Zwischenbilanz der nationalen Polizei vom Sonntag gab es bereits mehr als 1.200 Tote. Vermutlich sind aber Tausende ums Leben gekommen. Am Sonntag wurde Kritik am Tsunami-Warnsystem immer lauter. Der Fehler könnte aber bei den Behörden gelegen sein.

Nach Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde starben in Palu, der größten Stadt an der Westküste von Indonesiens viertgrößter Insel Sulawesi, mindestens 821 Menschen. Dutzende werden vermisst – darunter sind mehrere Ausländer. Österreicher sind aber nicht betroffen, hieß es.

300 Kilometer verwüstet

Die Suche nach Überlebenden wird jetzt zum Wettlauf gegen die Zeit. Denn an der Westküste gibt es noch viele Orte, wo die Menschen größtenteils von der Fischerei leben. Insgesamt ist ein Küstenstreifen von etwa 300 Kilometern betroffen. Möglicherweise sieht es in Gebieten weiter im Norden – näher am Zentrum des Bebens – noch schlimmer aus.

Mehr als 48 Stunden nach der Katastrophe gab es nur aus der 350.000 Einwohner zählenden Stadt Palu ein klareres Bild der Lage. Von dort stammt auch eine Handy-Aufnahme des Tsunami, die sich übers Internet weltweit verbreitete. Zu sehen ist, wie eine mächtige Welle auf die Küste zurollt und dann Menschen, Boote, Autos und ganze Häuser mit sich reißt. Auch eine 250 Meter lange Brücke steht nicht mehr.

Viele Bewohner wurden am Strand vom Tsunami überrascht. Dort sollte am Abend ein Festival stattfinden.

Sirenen blieben stumm: Tödliche Fehler vor dem Tsunami

Software funktionierte

Der Sprecher von Indonesiens Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Nugroho, bestätigte: „Es gab keine Sirene. Viele Menschen waren sich der Gefahr nicht bewusst.“

Das nationale Zentrum für Meteorologie und Geophysik hatte nach dem Beben der Stärke 7,4 am Freitagabend zwar eine Tsunami-Warnung ausgegeben, hob sie aber nach nur einer halben Stunde wieder auf – eine fatale Fehlentscheidung.

Frühwarnsystem technisch "einwandfrei"

Josef Zens vom Geoforschungszentrum Potsdam sagte gegenüber dem Tagesspiegel, dass die Tsunami-Warn-Software „einwandfrei funktioniert“ habe. Schon fünf Minuten nach dem Erdbeben wurde für Palu vor einem Tsunami zwischen einem halben und drei Metern Höhe gewarnt. Die Welle traf erst nach 25 Minuten auf die Küste. Nun wird menschliches Versagen vermutet, warum die Sirenen stumm blieben.

Am Sonntag machte sich auch Indonesiens Präsident Joko Widodo in Palu ein Bild der Lage. Er appellierte an seine Landsleute, Geduld zu haben. Aus dem Ausland trafen zahlreiche Hilfsangebote ein. Zuspruch kam auch von Papst Franziskus.

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