Schüsse in Utrecht: Polizei nahm Verdächtigen fest
Was wir wissen:
- In Utrecht fielen Montagmittag Schüsse in einer Straßenbahn
- Es soll drei Tote und fünf Verletzte geben
- Es soll - entgegen ersten Berichten - nur Schüsse in der Straßenbahn gegeben haben
- Ein Verdächtiger wurde festgenommen
- Die Polizei schließt eine Beziehungstat nicht aus
- Ministerpräsident Rutte sprach von einem "Anschlag"
- Moscheen und die Universität in Utrecht sind geschlossen worden
- Die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt wurden verstärkt
- Die Menschen wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen
Was wir nicht wissen:
- Unklar ist auch, ob es womöglich mehrere Täter gibt
- Die genauen Hintergründe der Tat sind noch unbekannt
- Zum Tathergang und den Opfern gibt es noch keine Infos
- Details zum Gesuchten wurden noch nicht geäußert
Durch Schüsse in einer Straßenbahn in Utrecht in den Niederlanden sind nach den Worten des Bürgermeisters drei Menschen ums Leben gekommen. Außerdem seien neun Menschen verletzt worden, drei davon schwer, sagte Jan van Zanen am Montag in einer Videobotschaft. Die Polizei bestätigte das, korrigierte die Zahl der Verletzten aber nach unten, sprach von fünf. Van Zanen geht zudem von einem terroristischen Motiv aus. Mehrere Menschen seien am Tatort bei der Straßenbahn medizinisch versorgt worden.
Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren zunächst unklar. Laut dem Amt des niederländischen Antiterror-Koordinators wurde aber nur an einem Ort geschossen (Anm.: In ersten Meldungen hieß es, dass an mehreren Stellen geschossen worden sei). Die Menschen in der Stadt sollten ihre Häuser nicht verlassen, da weitere Zwischenfälle nicht ausgeschlossen seien. Am Montagnachmittag gab die Polizei dann aber eine erste Entwarnung: Die Bürger können wieder auf die Straße, wenig später die Nachricht, dass der Verdächtige festgenommen wurde. Es soll sich um einen 37-jährigen gebürtigen Türken handeln.
Tödliche Schüsse in Utrecht
Laut einem Augenzeugen soll es der Täter gezielt auf eine Frau abgesehen haben. Wie Daan Molenaar im NOS Radio sagte, befand er sich im vordersten Teil der Straßenbahn, als die Schüsse im hinteren Teil fielen. Nach dem Stoppen der Bahn habe er zunächst eine auf dem Boden liegende Frau bemerkt, der andere Reisende hätten helfen wollen. Zunächst habe er an einen Unfall gedacht. "Es sah so aus, als ob er diejenige noch einmal angreifen wollte oder vielleicht die Menschen, die ihr halfen."
Die Polizei schließt daher neben einem terroristischen Motiv auch ein Familiendrama nicht aus. "Es könnte auch sein, dass es eine Beziehungstat ist", sagte Polizeisprecher Bernard Jens am Montag dem niederländischen NOS Rundfunk. In einem türkischen Medienbericht hieß es wenig später unter Berufung auf Verwandte des Flüchtigen, er habe eine Verwandte geschossen und später auf Menschen, die der Frau zur Hilfe kommen wollten.
"Angriff auf unsere Zivilisation"
Außerdem wurde das gesuchte rote Fahrzeug entdeckt. Der Wagen sei verlassen gefunden worden, wie der niederländische Rundfunk NOS berichtete. Darüber hinaus werde an der abgesperrten Straße Beweismaterial aus einer Wohnung gesichert. Bei einem weiteren Polizeieinsatz in einem anderen Wohngebäude auf der anderen Seite des Tatorts seien angeblich zwei Menschen festgenommen worden, berichtete ein Reporter des Senders.
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hat die Schüsse als Anschlag bezeichnet. Rutte schloss in einer kurzen Pressekonferenz in Den Haag einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Es habe Verletzte und möglicherweise Tote gegeben. "Unser Land ist heute durch einen Anschlag aufgeschreckt worden", sagte Rutte. Gewalt habe unschuldige Menschen getroffen. "Ein Terrorakt ist ein Angriff auf unsere Zivilisation." Es werde alles versucht, um den oder die Täter zu fassen. "Wir werden nie vor Intoleranz weichen", sagte der Mitte-Rechts-Politiker.
Moscheen und Universität geschlossen
Der Anti-Terror-Koordinator hat zudem ein Krisentreffen einberufen. Schulen in der Stadt wurden angewiesen, die Türen geschlossen zu halten. Die Behörden hoben die Terror-Warnstufe in der Provinz Utrecht auf den höchsten Wert an. In Utrecht haben zudem alle Moscheen vorsorglich geschlossen. "Wir haben das in Abstimmung mit der Polizei getan", sagte der Sprecher der größten Moschee in der Stadt. Auch die Universität der Stadt ihre Türen geschlossen. Alle Studenten wurden aufgefordert, in den Universitätsgebäuden zu bleiben, wie die Universität am Montag mitteilte. Am nationalen Flughafen Schiphol und anderen öffentlichen Gebäuden wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.
Der Vorfall passierte in einer Straßenbahn am Platz des 24. Oktober. Dieser wurde großräumig abgesperrt. Die Schüsse wurden laut Polizei um 10.45 Uhr abgegeben. Der Platz ist ein Verkehrsknotenpunkt, die Bim-Haltestelle außerhalb der Stadt wurde abgesperrt. Wie viele Personen verletzt wurden, war zunächst unklar. Gegen Mittag waren unter anderem drei Hubschrauber im Einsatz.
In Utrecht wurde der Straßenbahnverkehr zunächst eingestellt, teilte der Öffi-Betreiber auf Twitter mit. Einem Rundfunkbericht zufolge wurden auch die Sicherheitsvorkehrungen am Regierungssitz in Den Haag verstärkt. Der belgische Regierungschef Charles Michel dem Nachbarland Hilfe angeboten. "Wir sind bereit zu helfen, wo wir können", schrieb Michel am Montag auf Twitter, "Unsere Gedanken sind bei unseren niederländischen Freunden."
Auch König Willem-Alexander und Königin Máxima haben sich nach dem Anschlag bestürzt gezeigt. In einer Erklärung des Hofes hieß es am Montag: "Unser tiefes Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien." Das Königspaar rief die Niederländer auf, für eine freie Gesellschaft zusammenzustehen. In Gedanken seien sie bei den Bürgern von Utrecht.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich ebenfalls solidarisch mit den Opfern gezeigt. "In Sorge und Solidarität denken wir in diesen Stunden an die Menschen in #Utrecht", ließ sie Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag auf Twitter schreiben.
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