Sao Paulo räumt alte Gräber für neue Corona-Tote
In Brasilien eskaliert die Corona-Situation zusehends. Gestern erst wurde mit knapp 4.000 Toten binnen 24 Stunden ein neuer Höchstwert registriert. Auch eine neue Variante des Coronavirus wurde entdeckt.
"Wenn die Situation nicht kontrolliert wird - sich die Leute am Riemen reißen und die Regierung mehr impft -, dann können wir 5.000 erreichen", warnte die Biochemikerin Fabiana Carneiro von der Bundesuniversität Rio de Janeiro in Toque de Caxias.
321.515 Menschen sind in Brasilien im Zusammenhang mit Covid-19 bereits gestorben, mehr als 12,7 Millionen Menschen haben sich nachweislich infiziert. Das Gesundheitssystem ist vielerorts zusammengebrochen oder kurz davor. Von der Regierung sind keine großen Schritte zur Eindämmung zur Pandemie zu erwarten. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat das Coronavirus von Anfang an verharmlost.
In Brasiliens größter Stadt Sao Paulo werden jetzt alte Gräber geleert, um Platz für die steigende Zahl an Corona-Toten zu schaffen. Das Rathaus der Stadt registriere diese Woche täglich Rekordbestattungen, sagte der für das Bestattungswesen zuständige Gemeindesekretär am Donnerstag. Die Verlegung der Überreste sei zwar Standard im Friedhofsbetrieb, habe jetzt aber eine neue Dringlichkeit bekommen, da Brasilien die schlimmste Corona-Welle seit Beginn der Pandemie erlebe.
Globale Bedrohung
Bolivien kündigte gestern an, seine Grenzen zu Brasilien schließen zu wollen, weil es Bedenken wegen einer neuen Variante der Krankheit gebe. Chile schloss bereits seine Grenzen für alle Ausländer. "Was in Brasilien passiert, ist eine globale Bedrohung", sagte José Miguel Bernucci, Sekretär der Nationalen Medizinischen Vereinigung Chiles.
Länder rund um die Region sind besorgt, dass Brasilien eine Brutstätte für eine neue Virus-Variante ist, da die Fälle ansteigen und der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro sich weigert, Masken und Abriegelungen zu unterstützen. Nachdem Bolsonaro seine Skepsis gegenüber Impfungen geäußert hatte, sagte er am Donnerstag, dass er sich erst dann für eine Impfung entscheiden würde, wenn alle Brasilianer geimpft seien. Brasilien hat seine Impfkampagne nur langsam eingeführt. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung haben ein erstes Vakzin erhalten.
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