Übermensch Putin: Selbst der Bär ist anständig

Übermensch Putin: Selbst der Bär ist anständig
Das russische Staatsfernsehen inszeniert Kremlchef Wladimir Putin zu einem Übermenschen

Kremlsprecher Dimitri Peskow sagt ohne jede Ironie: „Der Bär ist ja nicht dumm. Wenn er Putin sieht, benimmt er sich natürlich anständig.“

So wie die Steinböcke. Anstatt wegzulaufen schauen sie auf zu ihrem Chef, als der mit Kameras und Kohorte auftaucht. Beim Kurzurlaub in Sibirien wird der Mensch Putin gezeigt, ein freundlicher Herr, der Schwammerl sucht, Beeren isst, im Bergsee angelt und angesichts der prachtvollen Naturkulisse über sein Russland ins Schwärmen gerät.

Seit zwei Wochen lässt der Sender Rossija 1 sein Publikum ganz nah an den Präsidenten heran mit noch nie gesendeten Bildern. Doch die wöchentliche Putin-Show mit dem Titel „Moskau. Kreml. Putin.“ könnte auch das Gegenteil bewirken, von dem was sie soll. Der Personenkult um Wladimir Putin wirkt peinlich überdreht und gipfelt in dem Satz „ein sehr menschlicher Mensch“.

Der Übermensch

Ein Übermensch also, der „alles beobachtet, alles sieht, alles weiß“, wie es heißt und immer „in Form ist“. Das „straffe Arbeitspensum des Präsidenten“ wird hervorgehoben. Es ist eine Putin-Huldigung in höchsten Tönen.

Die Sendung wirke wie ein ungeschickter Versuch, auf die Schnelle die sinkenden Zustimmungswerte des Präsidenten zu retten, schrieb der Journalist Dimitri Kolesew auf znak.com. Denn die Bevölkerung ist gerade ziemlich sauer auf den Präsidenten, weil er das Pensionsalter für Frauen von 55 auf 60 Jahre erhöht und das der Männer von 60 auf 65. Viele ältere fühlen sich nun betrogen und gehen aus Protest auf die Straße. Wohl deshalb wurde zur Ablenkung in der zweiten Ausgabe von „ Moskau. Kreml. Putin.“ über „das billige Theaterstück“ geredet, dass der Westen in Sachen des vergifteten Ex-Doppelagenten Sergej Skripal aufführe. Die Russen sehen sich als „moralisch saubere Diplomaten, die noch wissen, was Anstand bedeutet“. Es diskutierten unter anderen auch der Ultranationalist Wladimir Schirinowski über die Provokationen des Westens gegenüber Russlands.

Doch damit der von der Syrien-Konferenz in Teheran zu den gemeinsamen Militärmanövern an der chinesischen Grenze jettende Putin nicht zu abgehoben wirkt, zeigt man ihn sogar, wie er seinen Wahlzettel zweimal falsch einlegt und ihn der Wahlautomat wieder ausspuckt.

Bei den Regionalwahlen hat Putin mit seiner Partei Geeintes Russland wegen der Pensionsfrage massiv verloren. Die gut gemeinte und schlecht gemachte Putin-Show könnte dem Kreml noch Sorgen bereiten: Die Russen reagieren auf übertriebene Lobhudelei mit Abwehr und Ironie.

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