Alle Systeme ausgefallen: Russischer Öltanker wird abgeschleppt

Alle Systeme ausgefallen: Russischer Öltanker wird abgeschleppt
Seit einem Blackout in der Nacht auf Freitag gibt keinen Strom an Bord der Eventin. Der russische Öltanker trieb manövrierunfähig in der Ostsee umher. Nun soll er Richtung Norden geschleppt werden.

Zusammenfassung

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  • Der russische Öltanker Eventin ist nach einem Blackout manövrierunfähig und wird in Richtung Norden geschleppt.
  • Die Eventin gehört zur russischen Schattenflotte und transportiert fast 100.000 Tonnen Öl von Russland nach Ägypten.
  • Deutschlands Außenministerin Baerbock kritisiert Russland für den Einsatz veralteter Tanker, die Umwelt und Tourismus gefährden.

Der manövrierunfähige Tanker Eventin soll wahrscheinlich gegen Abend in Richtung Skagen an der Nordspitze Dänemarks geschleppt werden und damit die Ostsee verlassen. Das teilte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee mit. 

Aktuell sichert ein kommerzieller Schlepper die Position des Schiffes vor dem Stadthafen Sassnitz. Gegen Mittag werde ein weiterer Überseeschlepper den Tanker erreichen. 

Parallel werde sich um die Versorgung der Tankerbesatzung gekümmert. Dieser gehe es momentan den Umständen entsprechend gut, aber an Bord des 274 Meter langen Tankers mit 24 Besatzungsmitgliedern funktioniere nichts mehr: weder Heizen oder Kochen noch die sanitären Einrichtungen. Aus Sicht des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee werde die Lage erst abgeschlossen sein, wenn der Tanker die deutschen Hoheitsgewässer verlassen habe, so Amtsleiter Stefan Grammann.

Tanker trieb manövrierunfähig in der Ostsee

Der fast 20 Jahre alte Tanker mit fast 100.000 Tonnen Öl an Bord war am Freitag in der Ostsee nördlich von Rügen havariert. Weil alle Systeme an Bord ausgefallen waren, trieb das Schiff stundenlang manövrierunfähig in der Ostsee. Rettungsteams gelang es schließlich, am Freitagnachmittag auf hoher See Schleppverbindungen zur „Eventin“ herzustellen. So konnte das Schiff vor die Küste von Sassnitz gezogen werden. Die Wetterbedingungen auf See hatten den Schleppvorgang erheblich verlangsamt, zwischenzeitlich waren die Wellen bis zu vier Meter hoch.

Fast 100.000 Tonnen Öl aus Russland

Die Eventin war mit fast 100.000 Tonnen Öl an Bord von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten unterwegs. Der 2006 gebaute Tanker wird von der Umweltorganisation Greenpeace Russlands sogenannter Schattenflotte zugeordnet.

"Jeden Tag fahren schrottreife Tanker von den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga Richtung Südwesten", sagte Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. Die Eventin sei nur das jüngste Beispiel dafür, wie die Schiffe der russischen Schattenflotte tagtäglich die Ostseeküste bedrohten. Das jüngste Sanktionspaket der EU sei zwar ein wichtiger Schritt, reiche aber längst nicht, um die Ostsee zu schützen.

Schwere Vorwürfe von Baerbock an Putin

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock warf Russland vor, mit seiner Schattenflotte schwere Umweltschäden in Kauf zu nehmen und zugleich den Tourismus zu gefährden. "Mit dem ruchlosen Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern umgeht Putin nicht nur die Sanktionen, sondern nimmt auch billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt - sei es im Baltikum, in Polen oder bei uns", sagte die Grünen-Politikerin und bezog sich damit auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

"Russland gefährdet unsere europäische Sicherheit nicht nur mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine, sondern auch mit durchtrennten Kabeln, verschobenen Grenzbojen, Desinformationskampagnen, GPS-Störsendern und eben auch mit maroden Öltankern." Genau vor diesem Szenario habe sie gemeinsamen mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Ostseeraum immer wieder gewarnt.

Nach dem Vorfall kamen auch Reaktionen aus dem Ausland. Litauens Außenminister Kestutis Budrys sprach sich für ein entschiedeneres Vorgehen und weitere Maßnahmen gegen Russlands Schattenflotte aus. "Die Ostsee ist das wichtigste Tor für Russlands Ölexporte und das müssen wir unterbinden", sagte er bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Zugleich sei die Schattenflotte ein "Instrument in den Hybridaktivitäten" und stelle eine Bedrohung für die Umwelt dar.

Über 2.000 Schiffe täglich auf der Ostsee unterwegs

Die Ostsee gehört zu den am meisten befahrenen Meeren der Welt. Täglich sind auf dem Binnenmeer mehr als 2.000 Schiffe unterwegs, wie das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) mitteilte.

Erst Mitte Oktober hatte es einen Zwischenfall mit einem Tanker vor Mecklenburg-Vorpommerns Küste gegeben. Das kleine Öltankschiff "Annika" brannte auf der Ostsee in Sichtweite der Küste. Das Schiff war auf dem Weg von Rostock nach Travemünde, als am 11. Oktober rund 4,5 Kilometer vor dem Ostseebad Heiligendamm an Bord Feuer ausbrach. Nach ersten Löscharbeiten auf See war das 73 Meter lange und 12 Meter breite Schiff von Schleppern in den Rostocker Überseehafen bugsiert worden. Öl trat bei dem Zwischenfall nicht aus.

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