Rotkreuz-Einsatzleiter in Sri Lanka: "Jederzeit werden Bomben erwartet"

Rotkreuz-Einsatzleiter in Sri Lanka: "Jederzeit werden Bomben erwartet"
Gerhard Tauscher arbeitet für das Rote Kreuz in Sri Lanka. Die Organisation hilft dort unter anderem bei Begräbnissen.

Seit 2016 arbeitet Gerhard Tauscher für das Rote Kreuz und den Roten Halbmond in Sri Lanka. Der Einsatzleiter für internationale Angelegenheiten lebt dort mit seinen zwei Kindern und ist mit einer Sri Lankesin verheiratet.

Wie ist die Situation in Sri Lanka?

Wir fühlen uns zurückgestoßen zum Bürgerkrieg. Es ist wie ein Déjà-vu. Man kann die Unsicherheit spüren, weil jederzeit Bomben erwartet werden - wie damals.

Außerdem herrscht zwischen 20 und vier Uhr eine Ausgangssperre und es wurde der Notstand ausgerufen. Der Polizei wurden mehr Befugnisse gegeben. Zusätzlich wurden das Internet und die Sozialen Medien eingeschränkt. Die Bandbreite ist eingeschränkt, Facebook kann nur mit einer anderen IP-Adresse aufgerufen werden.

Warum wurde das gemacht?

Hardliner aller Richtungen wollen die Situation nutzen, um ethnische Konflikte zu schüren. Das soll durch die Internet-Einschränkungen verhindert werden.

Rotkreuz-Einsatzleiter in Sri Lanka: "Jederzeit werden Bomben erwartet"

Gerhard Tauscher in Sri Lanka.

Haben Sie Angst?

Ich persönlich habe keine Angst, denn ich denke, dass das eine einmalige Sache war. Es ist keine andauernde Bedrohungslage vorhanden. Obwohl ich zum Zeitpunkt der Anschläge selbst in einer Kirche war. Komisch war, dass zu diesem Zeitpunkt dort auch Polizei vor Ort war. Das war nicht normal. Aber man merkt, dass die Einheimischen Angst haben.

Warum fürchten sich die Einheimischen mehr?

Sie haben gehofft, dass der Terror und die Anschläge Geschichte sind. Jetzt ist das wieder aufgeflammt. Die Militär- und Polizeipräsenz trägt auch dazu bei. Die Schulen bleiben die ganze Woche noch geschlossen.

Wie wirken sich die Anschläge auf Ihre Arbeit aus?

Wir bekommen jetzt sehr spezielle Anfragen. Wir haben beispielsweise neue Kühlcontainer für die Leichenhallen zu Verfügung gestellt. Es gibt noch 60 nicht identifizierte Tote. Und wir helfen bei den Beerdigungen mit Freiwilligen. Das ist aber politisch sensibel.

Wie meinen Sie das?

Es war einer der größten Terroranschläge in dieser Region. Aber Sri Lanka hat kein internationales Hilfeersuchen gestellt. Man will das selbst bewältigen. Der Notstand wird sicher noch eine Woche dauern, um die restlichen potenziellen Verdächtigen zu finden. Aber der Staat hilft den Betroffenen und es gibt finanzielle Unterstützungen für Begräbnisse.

People lower the coffin of Sajuni, 23, who died during a string of suicide bomb attacks on churches and luxury hotels on Easter Sunday, at her funeral in Negombo

Sri Lanka trauert um die Toten, die bei den Anschlägen gestorben sind.

Wird wieder Normalität einkehren?

Erst, wenn der Notstand beendet ist, die Schulen wieder offen haben und die Bevölkerung merkt, dass es ein einmaliger Anschlag war. Aber der Tourismus wird leiden. Ich kann aber sagen, dass Sri Lanka ein wunderschönes Land ist, das man besuchen sollte.

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