Rechte Hassposter feiern Mord an CDU-Politiker
Der Mord an Walter Lübcke, CDU-Politiker und Regierungspräsident des Landkreises Kassel, hat den deutschen Bundespräsidenten zu einer scharfen Reaktion veranlasst. Denn im Netz feierten Hassposter den Mord. Seit dem Herbst 2015 war Lübcke für manche Rechtsextreme ein Feindbild. Er bekam Drohbriefe, und auch seine Privatadresse wurde ins Netz gestellt.
Frank-Walter Steinmeier sagte am Mittwoch: „Wie manche Akteure in den sozialen Medien sich über seinen Tod hermachen und Genugtuung zeigen, geradezu Beifall klatschen, das ist einfach nur zynisch, geschmacklos, abscheulich, in jeder Hinsicht widerwärtig.“ Angesichts der rechtspopulistischen Reaktionen wünsche er sich „etwas mehr Empörung, als ich sie im Augenblick feststellen kann“, sagte der Bundespräsident.
Walter Lübcke war in der Nacht auf Sonntag auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Isthna aus nächster Nähe erschossen worden. Das Haus steht frei auf einem Hügel am Rande der Ortschaft.
Als Regierungspräsident war Lübcke im Jahr 2015 auch für die Einrichtung von Erstaufnahmelagern für Flüchtlinge in seinem Regierungsbezirk zuständig. Auf Anfeindungen bei einer Bürgerversammlung sagte er einmal, es lohne sich, in Deutschland zu leben und für die hiesigen Werte einzutreten. „Wer diese Werte nicht vertritt, kann dieses Land jederzeit verlassen – das ist die Freiheit eines jeden Deutschen.“
Tatort gesäubert
Die 20-köpfige Sonderkommission der Polizei wurde am Mittwoch auf 50 Personen aufgestockt. Offiziell heißt es, dass „in alle Richtungen“ ermittelt wird. In der Tatnacht, also in der Nacht auf Sonntag, fand ganz in der Nähe von Lübckes Haus ein Volksfest statt. Zu der Frage, ob es eine Verbindung der Tat zu dem Fest gebe, wollte sich die Staatsanwaltschaft bisher nicht äußern. Die Ermittler bitten um Fotos und Videos von diesem Fest.
Bild und Spiegel Online berichteten, dass ein Sanitäter die Stelle, an der Walter Lübcke am Sonntag um 0.30 Uhr gefunden worden war, verändert habe. Der Verdacht liegt nahe, dass er einige Bereiche säuberte, um Angehörigen den schrecklichen Anblick zu ersparen. Die Tatwaffe wurde bisher nicht gefunden, für Suizid gibt es keinen Hinweis.
Der 65-jährige Walter Lübcke wäre im Herbst in Pension gegangen. Er hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Söhne.
Kommentare