Kate und der Krebs: Was ist eine vorbeugende Chemotherapie?

Die Prinzessin bei ihrem letzten offiziellen Auftritt mit ihrem ältesten Sohn, George
Die erkrankte Prinzessin wurde erfolgreich im Bauchraum operiert. Warum sie nun dennoch weitere Behandlungen benötigt.

„Ihr seid nicht alleine“ – mit diesen Worten richtete sich Catherine in ihrer Videobotschaft an alle Menschen, die wie sie von einer Krebserkrankung betroffen sind. In Österreich sind das derzeit ca. 400.000, etwa 45.000 werden jedes Jahr neu diagnostiziert. „Grundsätzlich steigt das Krebsrisiko mit zunehmendem Alter“, erklärt Prof. Christoph Grimm, Leiter des Teams für gynäkologische Onkologie an der MedUni Wien.

Erkrankt eine Frau mittleren Alters an Krebs, werden daher insbesondere genetische Vorbelastungen abgeklärt. „Es gibt aber auch seltene Krebserkrankungen, die deutlich früher – also mit vierzig und fünfzig Jahren – ihren Höhepunkt haben“, sagt Grimm. So liegt etwa aktuell das Lebenszeitrisiko, in Österreich an Eierstockkrebs zu erkranken, bei 0,8 Prozent. „Dennoch kommen Erkrankungen wie Eierstockkrebs immer wieder bei Frauen unter vierzig vor“, berichtet Grimm. Aus diesen Begegnungen weiß er, dass die Kommunikation mit den Kindern für Betroffene „ein sehr wichtiges Thema ist“. Bei Müttern „dominiert oft die Sorge, ob ihre Krebsart vererbbar ist.“

Angst vor dem Rezidiv

Wie schon ihr Schwiegervater Charles ließ Catherine die Krebsart offen. Allerdings teilte sie mit, dass ihre Operation Mitte Jänner erfolgreich verlaufen sei und sie nun „preventative chemotherapy“, also vorbeugende Chemotherapie, erhalte. Der histologische Befund ergab also Tage oder Wochen nach dem chirurgischen Eingriff, dass bösartiges Gewebe vorhanden war.

Prinzessin Kate

Auf einer Gartenbank teilte Kate, 42, ihre Krebsdiagnose mit der Welt. Es wurde Millionen Mal angesehen und gelikt

Eine vorbeugende Chemotherapie – wie in den Medien berichtet – bedeutet, „dass wir von einer adjuvanten Chemotherapie sprechen“, erklärt Grimm. „Diese dient üblicherweise dazu, minimalst verstreute Krebszellen in Lymphbahnen, Blutgefäßen oder anderen Bereichen des Körpers zu zerstören. Auch wenn bei einer Operation alle sichtbaren Tumoranteile entfernt wurden, besteht bei einer Krebserkrankung das Risiko eines Rezidivs (Wiederauftreten des Tumors, Anm.). Die adjuvante Chemotherapie wird bei einer Vielzahl von Krebsarten angewandt, abhängig von der Aggressivität des Tumors und der Ausbreitung der Erkrankung.“ Ist der Krebs auf einen Bereich beschränkt, reicht oft eine lokale Behandlung – Operation oder Strahlentherapie –, ohne dass in weiterer Folge eine vorbeugende Chemotherapie notwendig ist.

Überlebenschance

Verabreicht wird eine vorbeugende Chemotherapie in der Regel intravenös, aber auch eine orale (Tabletten) oder intramuskuläre (Spritzen) Verabreichung ist möglich. Auch die Dauer der Behandlung ist individuell verschieden. Im Fall von Kate wird derzeit von mehreren Monaten ausgegangen. Über die Prognose will der Gynäko-Onkologe nicht spekulieren. „Das hängt von vielen Faktoren ab.“

Zwar steigt die Zahl der Patienten – hauptsächlich wegen Alterung, Bevölkerungswachstum und Diagnostik –, jedoch auch die Überlebenschance stetig an: Laut Österreichischem Krebsreport hat sich das Mittel in den vergangenen Jahrzehnten auf ca. 62 Prozent erhöht. Kates Videobotschaft vermittelt Hoffnung und sei eindrucksvoll, sagt Grimm. „Nach einer Operation und zu Beginn einer Chemotherapie kann man das oft selbst noch nicht einordnen. Das Video zeigt auch, was für ein medialer und gesellschaftlicher Druck da ist. Das macht man nicht freiwillig – dafür hat man in so einer Situation üblicherweise keine Energie.“

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