Postzug-Raub: Vor 60 Jahren landeten Ronnie Biggs & Co. den Super-Coup

Ronald Arthur Biggs in seinem "Exil" in Brasilien
Obwohl er bei dem Jahrhundertraub bloß eine untergeordnete Rolle spielte, wurde Ronald Arthur Biggs, genannt Ronnie, schnell zum Gesicht des spektakulären Überfalls auf einen Postzug in Großbritannien. Heute, Dienstag, jährt sich dieser zum 60. Mal.
Rund 15 Männer stoppten am 8. August 1963 – an dem Tag feierte Biggs seinen 34. Geburtstag – den Zug, der von Glasgow nach London unterwegs war, an einer Eisenbahnbrücke in der Grafschaft Buckinghamshire. Der Lokführer wurde zusammengeschlagen und erholte sich von der Attacke psychisch nie wieder. Die Angreifer verschwanden mit Säcken voller Geld – in heutiger Kaufkraft mit 45 bis 60 Millionen Pfund (52 bis 70 Mio. Euro). Schnell erlangte die Truppe „Heldenstatus“. Doch die allermeisten konnten sich nicht sehr lange über den neuen Reichtum freuen. Sie wurden geschnappt und teils zu hohen Gefängnisstrafen verdonnert.
So auch Biggs, der 1964 30 Jahre aufgebrummt bekam. Doch nur ein Jahr später gelang ihm die Flucht. Unter falschem Namen reiste er nach einer Gesichts-OP nach Australien und ließ danach seine Frau und die beiden Söhne nachkommen. Als dort seine Tarnung aufflog, setzte er sich alleine 1970 nach Brasilien ab.
In der Glitzermetropole Rio de Janeiro pflegte er sein Image als Lebemann – in der einen Hand einen Caipirinha, im anderen Arm eine junge Brasilianerin, obwohl sein Anteil an dem britischen Beutezug längst verprasst war.
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Einnahmequellen mussten her: Für Interviews verlangte der „König der Diebe“ Geld, für TV-Werbespots sowieso. Und er nahm Songs auf: einen 1978 mit den Sex Pistols („No One Is Innocent“) und einen 1991 mit den Toten Hosen („Carnival in Rio“).
Einmal, 1974, wurde Biggs von britischen Ermittlern in Rio sogar festgesetzt – er durfte aber nicht ausgeliefert werden, weil eine Brasilianerin von ihm schwanger war. Auch eine Entführung des ehemaligen Posträubers durch britische Ex-Soldaten 1981 nach Barbados führte nicht zum Ziel: Der Karibikstaat hatte kein Auslieferungsabkommen mit London.

Ronnie Biggs im Jahr 1964
Als sich in den 90er-Jahren der Gesundheitszustand Biggs verschlechterte (er hatte mehrere Schlaganfälle erlitten), kehrte er 2001 in seine alte Heimat zurück – in der Hoffnung auf Begnadigung. Doch mehrere Anträge wurden zurückgewiesen. 2009 wurde er wegen schwerer Krankheit entlassen. Bis zu seinem Tod im Alter von 84 Jahren (2013) lebte der „König der Diebe“ in einem Pflegeheim. WF
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