Pippi Langstrumpf wird 60: „Ich war immer schüchtern“
Es war die Chance ihres Lebens als die am 4. Mai 1959 geborene Inger Nilsson unter 8000 Kindern für die Rolle der Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren ausgewählt wurde. Nach zwei Jahren intensivster Dreharbeiten, für die die Kinder Inger, Maria Persson (Annika) und Pär Sundberg (Tommi) kaum mehr als ein Taschengeld bekamen, kehrten sie in ihr altes Leben zurück – und waren doch für immer verändert.
Pär Sundberg, der als Tommi für eine ganze Bubengeneration zum Vorbild wurde, wusste gleich nach Drehschluss, da war er 13 Jahre alt, dass er kein Schauspieler mehr sein wolle. Heute leitet er eine Marketingfirma in Malmö. Die Dreharbeiten hätten ihn genervt. Maria Persson, die die vorsichtige Annika spielte, absolvierte zwar die Schauspielschule zog aber bereits mit 18 Jahren der Liebe wegen nach Mallorca, wo sie mit ihrem Sohn Oskar wohnt.
Spenden für Annika
Nach zwei gescheiterten Beziehungen musste sie ihre Bar in Palma verkaufen. Heute arbeitet sie als Altenpflegerin und ist fest davon überzeugt, dass sie ohne ihre Rolle als Annika und den ganzen Trubel, der damit verbunden war, heute verheiratet wäre und fünf Kinder hätte.
Zwei Pippi-Fans aus Holland, Marjan Tiulp (51) und Heleen Bosma (54) haben für Maria Persson Geld gesammelt. Damit will sie eine Knie-OP bezahlen und eine Magenbypass-OP, mit der sie hofft, ihr Übergewicht reduzieren zu können.
Pär Sundberg und Inger Nilsson sollen mit etwa 11.000 Euro bedacht werden. Als Wiedergutmachung sozusagen für die schönen Stunden, die die damaligen Kinder in den 1970er-Jahren mit Pippi-Filme-Schauen vor den damals erstmals farbigen TV-Geräten zubrachten.
Inger Nilsson ist mit ihrem Leben nicht unglücklich. Zwar konnte sie als Schauspielerin nie wieder an diesen frühen Erfolg als Pippi anknüpfen, doch sie blieb nach diesem Beruf treu. Seit 2007 ist sie als Gerichtsmedizinerin in der ZDF-Krimireihe „Der Kommissar und das Meer“ zu sehen. Das fixe und sichere Einkommen verdient sie sich aber als Urlaubsvertretung von Sekretärinnen in einer privaten Stockholmer Herzklinik.
Inger Nilsson sagt, dass sie als Kind das genaue Gegenteil von Pippi Langstrumpf gewesen sei. „Ich war schüchtern.“ Dafür findet die lebenslustige Schwedin heute auf die Frage, ob die Rolle der Pippi für sie Fluch oder Segen war, eine salomonische Antwort: „Beides. Wobei ich versuche, es mehr als Segen zu sehen.“
Kommentare