Peking: Die Angst vor dem Lockdown

COVID-19 outbreak in Beijing
Die chinesischen Behörden bekommen die Omikron-Welle nicht in den Griff. Vier Wochen ist Shanghai schon im Lockdown - nun könnte Peking folgen.

Ende März wurde die chinesische Wirtschaftsmetropole Shanghai abgeriegelt. Ein Großteil der rund 26 Millionen Einwohner musste fortan zu Hause bleiben, durfte die Wohnung nicht mehr verlassen, keine Einkäufe erledigen.

Mit zum Teil drakonischen Maßnahmen versuchen die Behörden die größte Coronawelle seit Pandemiebeginn vor zwei Jahren einzudämmen. Am Wochenende erst riegelten die Behörden Eingänge öffentlicher Wohnblocks ab und sperrten ganze Straßenzüge mit zwei Meter hohen grünen Maschendrahtzäunen ab.

Mittlerweile geht der Lockdown in Shanghai in die vierte Woche. Dennoch wurden am Sonntag 51 Tote vermeldet, die höchste Zahl des Ausbruchs. Bis dahin waren schon in Summe 87 Tote registriert worden. Nach Angaben der Gesundheitskommission wurde der Großteil der landesweit 23.000 neuen Infektionen am Sonntag in Shanghai entdeckt - die meisten asymptomatisch.

China verfolgt eine Null-Covid-Strategie, die mit der Ankunft der sich schnell verbreitenden Omikron-Variante auf die Probe gestellt wird.

Pekings Sorge

In Chinas Hauptstadt Peking wachsen die Sorgen vor einem Lockdown ähnlich jenem in der Wirtschaftsmetropole Shanghai.

Die Einwohner der zweitbevölkerungsreichsten Stadt der Volksrepublik deckten sich mit Lebensmitteln und anderen Vorräten ein, während am Montag in Pekings größtem Bezirk Chaoyang Corona-Massentests bei allen Bürgern begannen. Alle 3,5 Millionen Einwohner des größten Stadtteils Chaoyang müssen sich in drei Runden alle zwei Tage testen lassen.

Ob ein Lockdown über ganz Peking oder Teile verhängt werde, hänge von der Ausbreitung des Virus ab, sagte ein Experte des nationalen Gesundheitsamtes der parteinahen Zeitung Global Times.

"Wenn die Ergebnisse der Tests in Chaoyang und anderen Teilen herauskommen, wird es uns ein besseres Bild von der gesamten epidemischen Lage in Peking geben", sagte der hohe Funktionär. "Weitere Maßnahmen werden entsprechend folgen." Im Chaoyang-Distrikt liegen die ausländischen Botschaften und leben die meisten Ausländer in Peking. Die ohnehin besonders geschützte Hauptstadt wolle Lehren aus dem Corona-Ausbruch in Shanghai und anderen Provinzen ziehen, hieß es.

Auf Online-Plattformen und in der Stadt drängten sich Kunden in den Geschäften, um sich mit Blattgemüse, Frischfleisch, Instantnudeln und Toilettenpapier zu bevorraten. "Ich bereite mich auf das Schlimmste vor", sagte im Bezirk Haidian ein Student, der online Dutzende Snacks und zehn Pfund Äpfel bestellte.

Die Regierung hatte zuvor erklärt, dass sich das Virus eine Woche lang „heimlich“ in der Stadt ausgebreitet habe, bevor es entdeckt worden sei.

Seit Freitag wurden in Peking 47 lokal übertragene Fälle gemeldet, wobei mehr als die Hälfte davon auf Chaoyang entfielen. Obwohl die Zahl der Fälle in der chinesischen Hauptstadt im Vergleich zu den weltweiten und denen in Shanghai gering ist, wurden die Bewohner in Chaoyang aufgefordert, das Gebiet ohne triftigen Grund nicht mehr zu verlassen und öffentliche Aktivitäten zu reduzieren.

Die meisten Schulen, Geschäfte und Büros blieben in dem wohlhabenden Viertel, in dem viele Botschaften und Firmenzentralen ansässig sind, allerdings  vorerst geöffnet.

Börsen stark gefallen

In Asien starteten die Börsen mit deutlichen Verlusten in die neue Handelswoche. Der Shanghai Composite Index sackte am Montag zum Handelsschluss um 5,13 Prozent auf 2.928 Punkte ab. Es war der niedrigste Stand seit zwei Jahren.

Der Shenzhen Component Index gab sogar um 6,08 Prozent auf 10.379 Punkte nach. Auch der Hang Seng Index in Hongkong geriet unter Druck und fiel um 3,69 Prozent auf 19.876 Punkte. "Es gibt Sorgen, dass sich die Covid-Lage in Peking in etwas entwickelt wie in Shanghai mit anhaltenden Lockdowns, die der Wirtschaft schaden", sagte Kevin Li von GF Asset Management (Hong Kong) Ltd. der Finanzagentur Bloomberg.

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