Manchmal wird auch in mehreren von ihnen gedreht. „In Luc Bessons Film „Nikita“ läuft die Hauptfigur abends durch einen Flur des „Raphaël“, wacht tags darauf in einem Zimmer des „Regina“ mit Blick auf den Lido von Venedig auf und geht ins Badezimmer des „Raphaël“, sagt Beauvais-Crefcoeur schmunzelnd. „So etwas gibt es nur im Kino!“ Modehäuser wie Yves Saint Laurent oder Gucci drehten in ihren Hotels Werbefilme, Balmain und Miu Miu organisierten Modeschauen. Kürzlich entstand hier eine Serie über das Leben von Christian Dior mit Juliette Binoche in der Rolle der Coco Chanel.
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Das „Raphaël“ mit seinen Art-Déco-Elementen, den Holzvertäfelungen und den gemusterten Stoffbezügen vermittelt Pariser Eleganz. „Manche mögen es altmodisch finden, aber das ist unser authentischer Stil“, sagt Beauvais-Crefcoeur. „Wer moderne Räumlichkeiten in weiß und beige bevorzugt, für den ist es nicht das Richtige.“
Urgroßvater als Gründer
Die Hotelgruppe geht auf ihren Urgroßvater Constant Baverez zurück. Anlässlich der Weltausstellung in Paris gründete er 1900 gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Léonard Tauber zunächst das „Regina“, 1908 und 1925 folgten die beiden weiteren Häuser. Es war die Zeit der langen transatlantischen Reisen, als Hotels der Unterbringung reicher nord- und südamerikanischer Familien dienten, die mit großem Gefolge und Personal kamen und ganze Gänge belegten. Sowohl Tauber als auch Baverez waren passionierte Kunstliebhaber mit jeweils eigenen Sammlungen. Bis heute hängen Originalgemälde daraus an den Wänden der drei Hotels.
Nach Baverez’ unerwartetem Tod im Jahr 1930 übernahm sein Sohn Paul widerwillig – er wäre lieber Arzt geworden und ließ sich sein Medizin-Studium auch nicht nehmen. Zehn Jahre später konfiszierten die deutschen Besatzer alle Pariser Luxushotels. Offiziere der SS, der Gestapo und Wehrmacht richteten sich ein, um hier zu leben und zu arbeiten. Ein weiterer berühmter Mann lebte in dieser Zeit im „Raphaël“: Der Schriftsteller Ernst Jünger, Hauptmann der Wehrmacht, hatte hier seine „Pariser Tagebücher“ mit Aufzeichnungen verfasst, die 1949 in sein Buch „Strahlungen“ Eingang fanden.
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Nach der Befreiung von Paris im Jahr 1944 übernahm Paul Baverez wieder das Geschäft, das er 1981 an seine Tochter Françoise übergab. Sie wiederum kündigte knapp 30 Jahre später ihrer Tochter Véronique an, in Rente zu gehen und ihr die Zügel in die Hand zu legen. Beauvais-Crefcoeur arbeitete damals bereits als stellvertretende Generaldirektorin der Baverez-Gruppe.
„Stolz auf unsere Geschichte“
„Ich sagte zu meinen Eltern: Wenn Mama mir ihre drei Babys übergibt, dann kümmert ihr euch aber um die drei echten Babys, die ich zu Hause habe.“ Heute sind ihre drei Töchter volljährig und bereits dabei, ebenfalls in die Hotellerie-Branche zu gehen. Noch ist unklar, ob sie das Familienunternehmen irgendwann in der fünften Generation übernehmen.
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„Chef zu sein, das hat man im Blut oder nicht“, sagt die elegante 51-Jährige. Eines käme jedoch nicht in Frage, so Véronique Beauvais Crefcoeur: Niemals werde die Gruppe aufgeteilt oder ins Ausland verkauft, trotz regelmäßiger Angebote. „Wir sind stolz auf unsere Geschichte und entschlossen, sie fortzuschreiben.“
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