Opioidkrise: Wie eine einzelne Familie die USA ins Unglück gestürzt haben soll

Die Familie Sackler wird beschuldigt, für die Drogenkrise in den USA verantwortlich zu sein.

Geht es nach der US-Generalstabsanwältin Letitia James, ist der Hauptschuldige der US-Drogenkrise bereits gefunden. Es handelt sich um eine Gruppe von acht Personen, die zumindest in ihrer Heimatstadt New York bekannt sind: die Milliardärsfamilie Sackler.

Die Sacklers sind Gründer und Eigentümer des Pharmakonzerns Purdue Pharma, der seit 1996 das Schmerzmittel OxyContin herstellt. Das Schmerzmittel hat die Sattlers zu einer der reichsten Familien der USA gemacht, gleichzeitig steht es im Zentrum der US-Drogenkrise.

Sammelklage

Neben der Vermarktung von OxyContin, sind die Sacklers für das Sponsoring namhafter Kunstinstitutionen bekannt. Im Metropolitan Museum of Art in New York gibt es beispielsweise einen Sackler-Flügel, für den das Museum eine Spende von 3,5 Millionen Dollar erhielt. Nun wollen erste Kunstinstitutionen keine Spenden der Sacklers mehr akzeptieren.

Opioidkrise: Wie eine einzelne Familie die USA ins Unglück gestürzt haben soll

Der Sackler-Flügel im Metropolitan Museum of Art in New York. 

Das ist derzeit wohl das kleinste Problem der Familie. Über 500 Countys und Städte aus 26 US-Bundesstaaten beteiligen sich aktuell an einer Sammelklage gegen die Familie. Seit Donnerstag gehört auch der Bundesstaat New York zu den Klägern, wie der Guardian berichtete. Der Vorwurf: Profite seien den Sacklers wichtiger gewesen, als die Gesundheit von Patienten.

Schuld an Drogenkrise?

Experten weisen OxyContin eine Mitschuld zu, wenn es um den starken Anstieg von Drogentoten in den USA geht. Ärzte haben das Medikament jahrelang leichtfertig verschrieben, obwohl OxyContin enormes Suchtpotenzial aufweist. Das Schmerzmittel gilt als Einstiegsdroge für Heroin. Alleine 2017 gab es über 70.000 Drogentote in den USA. Präsident Donald Trump sah sich bereits gezwungen, den "nationalen Gesundheitsnotstand" zu verhängen und erklärte die Drogenepidemie zur Chefsache. Seine Lösung: Großdealern soll die Todesstrafe drohen. 

Purdue Pharma bekannte sich bereits 2007 schuldig, Nebenwirkungen des Medikaments beim Vertrieb verheimlicht zu haben. Der Konzern wurde damals zu einer Strafe von 634,5 Millionen US-Dollar verurteilt.

Studien zeigen, dass drei von vier Heroinabhängigen in den USA, mit verschriebenen Opioiden angefangen haben. 2017 starben rund 48.000 Personen an Opioiden.

"Umfassender Prozess" geplant

Erst vor kurzem hat Purdue Pharma bei einem Prozess in Oklahoma einer außergerichtlichen Einigung in Höhe von 270 Millionen Dollar zugestimmt. Bezüglich der Sammelklage haben noch keine Verhandlungen über eine ähnliche Einigung stattgefunden, meint Generalstaatsanwältin Letitia James. Im Gegenteil, sie kündigt Großes an: "Das wird ein umfassender Prozess, bei dem kein Stein auf dem anderen bleiben wird." James geht noch weiter: Die Familie Sackler sei der Hauptverursacher der US-Drogenkrise.

Den Sacklers wird konkret vorgeworfen Geld von Purdue Pharma abgezweigt, Aufsichtsbehörden belogen und Studien in Zusammenhang mit dem Schmerzmittel gefälscht zu haben. Ein Sprecher der acht Familienmitglieder weist die Vorwürfe zurück. Es gehe nur darum, Schuldige für ein komplexes Problem des US-Gesundheitssystems zu finden.

Opioid als Bestseller

Ein gutes Geschäft war OxyContin für die Sacklers allemal – zumindest bisher. 2010 lag es auf Platz fünf der umsatzstärksten Medikamente in den Vereinigten Staaten, mit einem jährlichen Umsatz von etwa drei Milliarden Dollar. Das geschätzte Gesamtvermögen liegt laut Forbes bei 14 Milliarden US-Dollar. Erst 2017 hat Purdue Pharma aufgehört, das Medikament aktiv zu bewerben.

Den Grundstein für den finanziellen Erfolg der Familie haben die Brüder Raymond und Mortimer Sackler gelegt. Beide studierten Medizin, vorübergehend auch in Europa. Mortimer Sackler wurde 1981 gar die Würde des Ehrensenators der Universität Salzburg verliehen. Die Brüder werden nicht auf der Anklagebank sitzen. Sie sind mittlerweile beide verstorben. Wie hoch die Strafe für jene Sacklers ausfallen könnte, die sich nun verantworten müssen, ist noch nicht absehbar.

 

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