Olympia 2026: Die Spiele sind bereit, die Infrastruktur nicht
In knapp sieben Wochen beginnen die Olympischen Winterspiele Milano-Cortina 2026. Den italienischen Medien zufolge ist vieles noch unglaublich im Verzug und 57 Prozent der geplanten neuen Infrastruktur werden erst Monate, wenn nicht sogar Jahre nach den Spielen fertig werden. Die Rede ist vor allem von den Logistik- und Straßenbauten.
Kaum betroffen sind wiederum Bauten und Instandsetzungen, die zur Ausführung der Wettkämpfe dienen. Zwei Beispiele: Die Bobbahn wurde in Rekordzeit gebaut, die olympische Gondelbahn Socrepes, gleich bei Cortina, könnte jedoch nicht rechtzeitig fertig werden.
Ein Bau, bei dem die Verspätungen stattdessen ein Problem für die Ausführung der Spiele darstellen könnten, ist das neue Eisstadion Santa Giulia. Hier sollen die Hockeyspiele stattfinden. Laut der Plattform Open Olympics der Antimafia-Organisation Libera hat der italienische Staat bis jetzt über 5,7 Milliarden Euro in die Spiele gesteckt. Von diesen wurden 1,6 Milliarden in die Wettkampfstruktur investiert, der Rest in Transport- und Verkehrsinfrastruktur und in die Organisation.
Die XXV. Olympischen Winterspiele finden vom 6. bis zum 22. Februar 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo statt. Nach Cortina 1956 und Turin 2006 sind es die dritten Winterspiele in Italien.
Es sollen 116 Wettkämpfe (54 für Männer, 50 für Frauen und 12 Mixed-Wettbewerbe) in acht Sportarten/16 Disziplinen stattfinden. Das wären sieben Wettbewerbe, eine Disziplin und eine Sportart mehr als bei den Winterspielen in Peking 2022.
Mailand scheint bereit, ...
Als 2019 das Olympische Komitee die Winterspiele 2026 Mailand und Cortina zuteilte, knallten in der Wirtschaftsmetropole und in Cortina die Champagner-Korken. Jetzt, wo keine zwei Monate mehr zur Eröffnungsfeier fehlen, die im Mailänder Fußballstadion stattfinden wird, könnte die Gemütslage in den zwei Standorten nicht unterschiedlicher sein. Mailand hat schon seit geraumer Zeit begonnen, sich für das Event herauszuputzen.
Neben dem Dom und vor dem Opernhaus Scala prangen kunstvoll verpackte Digitaluhren mit dem Countdown. Entlang Corso Vittorio Emanuele, der direkt zum Domplatz führt, hängen aus LED-Lampen stilisierte Figuren unterschiedlicher Wintersportarten. Und auch das Olympische Dorf in Mailand, eines von insgesamt sechs, ist so gut wie fertig.
... Cortina weniger
Ganz anders sieht es in Cortina aus. Aus der Perle der Dolomiten, wie Cortina wegen seiner Lage auch genannt wird, ist eine gigantische Baustelle geworden, die noch lange nach Ende der olympischen und paralympischen Spiele bleiben wird. Es heißt, dass die letzten an die Winterspiele 2026 gekoppelten Bauten sogar erst nach 2030 fertig sein werden. Für die 5.000 Einwohner, denen man versprochen hatte, Cortina zur modernsten Skidestination zu machen, eine frustrierende Perspektive.
Laut dem staatlichen Unternehmen Simico, das für die Koordinierung der Arbeiten zuständig ist, sind von den 25 im Veneto vorgesehenen Bauten bis jetzt drei fertig; weitere zehn sind im Bau, wovon aber wahrscheinlich nur vier rechtzeitig für die Spiele fertig sein werden. Der Rest befindet sich sogar erst in der Projektausarbeitung.
300 Kilometer Distanz
Zu den Bauarbeiten, die nicht rechtzeitig abgeschlossen werden, zählen die Straßenvarianten. Kein unbedeutendes Detail, wenn man weiß, dass zwischen Cortina, wo die Curling–Wettkämpfe stattfinden, und Bormio, wo Abfahrten des Slalom- und Riesenslaloms steigen werden, 300 Kilometer liegen.
Die Varianten hätten die Anfahrt zumindest leichter gemacht. Obwohl es gerade der Verband der Bauunternehmen ANCE Veneto ist, der immer wieder auf die Verspätungen der Bauarbeiten hinweist, will ausgerechnet dessen Vorsitzender, Alessandro Gerotto, nicht von einem Fiasko reden. Immerhin sei die neue Bobbahn im Rekordtempo errichtet worden.
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