Norwegen macht seine Fjorde für Kreuzfahrtschiffe zu

Der Geirangerfjord ist einer der bekanntesten Fjorde Norwegens
Bis 2026 sollen die großen Schiffe emissionsfrei fahren oder auf dem offenen Meer parken.

Seit März gelten im Nærøyfjord, Aurlandsfjord, Geirangerfjord, Sunnylvsfjord und Tafjord, die zum Teil UNESCO-Welterbe sind, strenge Umweltauflagen für die Kreuzfahrtschiffe: Kein Schweröl ohne Filter, kein Ablassen von Kloake und strengere Grenzwerte für Schwefel- und Stickoxide.

Doch im Örtchen Geiranger, das im Winter nur 200 Menschen beherbergt, im Sommer aber rund 1,14 Millionen Tagestouristen hat, ist man darüber gar nicht so glücklich. Die Kreuzfahrer sind den Ortsbewohnern nämlich lieber als die Camper, die ihre Straßen verstopfen. Doch im Juni war die Luftqualität im Geirangerfjord auf dem Niveau von Oslo. „An einigen Tagen lagen dicke braune Wolken über Geiranger“, sagt Sveinung Rotevatn, Staatssekretär im Umweltministerium.

18.000 € Liegegebühr

Die Politik will deshalb hart durchgreifen: In den Jahren 2020, 2022 und 2025 werden die Emissionsgrenzwerte weiter gesenkt, bis 2026 soll – nach dem Wunsch des Parlaments – der Kreuzfahrtverkehr überhaupt keine schädlichen Abgase mehr hinausblasen.

Widerstand regt sich, denn die Riesenschiffe zahlen für ein paar Stunden Liegegebühr 18.000 Euro. Wenn bis 2026 nur noch strom- und wasserstoffbetriebene Schiffe zugelassen sind, bleiben die Riesen aus. Denn wichtige Reedereien sind mit der Umstellung nicht so schnell.

Bis Ende 2021 will MSC alle Kreuzfahrtschiffe, die mit Schweröl betrieben werden, mit dem hybriden Abgasreinigungssystemen (EGCS) ausstatten. Diese sollen den Schwefelgehalt in den Emissionen um 98 Prozent reduzieren. Darüber hinaus bekämen künftig alle Schiffe ein System zur Reduzierung der Stickoxid-Emissionen.

Am Meer parken

Eine Lösung wäre, die Hochseeschiffe außerhalb des Fjordes zu parken und die Passagiere mit Elektrobooten an Land zu bringen. Denn eines soll verhindert werden: Dass die Urlauber statt über den Seeweg mit Bussen anreisen. Neue Landstraßen sind nicht geplant. Aber schon jetzt herrscht während der Hochsaison Chaos auf den Serpentinenstraßen. Die Straßen wurden in den 1970-er Jahren gebaut, als noch niemand ahnte, welcher Boom den kleinen Ortschaften an weit ins Land hineinreichenden Meeresarmen bevorstehen würde.

Die Kreuzfahrttouristen machen aber nur etwa 30 Prozent der Gesamtbesucher in den Fjorden aus. In der Hochsaison dürfen ins Geirangerfjord an einem Tag maximal 6000 Kreuzfahrttouristen. 217 Schiffe legen heuer in Geiranger und dem Nachbarort Hellesylt an. Das entspricht rund 380.000 Kreuzfahrtpassagieren pro Jahr. Und dazu kommen die täglich 12.000 Besucher, die über die Serpentinenstraßen kommen.

Deshalb will man im Geirangerfjord die Kreuzfahrtschiffe nicht verteufeln und eine Lösung suchen, die das Geschäft der Souvenirhändler nicht zerstört.

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Im idyllischen Geiranger wohnen im Winter nur 200 Menschen

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