Nach Vergewaltigung: Abtreibung bei 10-Jähriger spaltet Brasilien

Abtreibung sorgt in Brasilien immer wieder für Debatten - hier eine Demo von Befürwortern im Jahr 2018
Ein Gericht hat dem Mädchen den Schwangerschaftsabbruch erlaubt, rechte Aktivistinnen und Politiker kritisieren das.

Die legale Abtreibung bei einem zehnjährigen Mädchen, das von ihrem Onkel vergewaltigt worden ist, hat in Brasilien eine heftige Kontroverse ausgelöst.

Nach brasilianischem Gesetz ist der Schwangerschaftsabbruch nach einer Vergewaltigung und bei Gefahr für das Leben der Mutter erlaubt. Derartige Fälle werden für gewöhnlich unter Stillschweigen behandelt. Die Daten des Mädchens, das vergewaltigt wurde, gelangten jedoch an die Öffentlichkeit. Gegen den Onkel, der das Mädchen seit dessen sechstem Lebensjahr missbraucht haben soll, wurde Haftbefehl angeordnet. Der 33-Jährige ist auf der Flucht.

Name veröffentlicht

Zuvor hatte die rechtskonservative Politikerin Sara Winter den Namen des Mädchens und des Krankenhauses, in dem der Abbruch vorgenommen werden sollte, veröffentlicht. Winter ist seit mehreren Jahren als Gegnerin von Abtreibungen bekannt und war laut dem britischen Guardian bis 2019 im brasilianischen Frauen- und Familienministerium für Mutterschaftspolitik verantwortlich.

Die jetzige Frauen- und Familienministerin und evangelikale Priesterin Damares Alves bedauerte laut Guardian auf Facebook die Entscheidung der Justiz, dem Mädchen das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch zuzugestehen. Beide gelten als Unterstützerinnen des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro.

Das Mädchen musste nun in ein Spezialkrankenhaus -  900 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt - gebracht werden, nachdem eine Klinik in Espírito Santo den Eingriff abgelehnt hatte. Vor dem Krankenhaus hatten sich Abtreibungsgegner und konservative Politiker versammelt, die den zuständigen Arzt als „Mörder“ bezeichneten.

Die Justiz des Bundesstaates Espírito Santo forderte Soziale Netzwerke nun dazu auf, Veröffentlichungen mit Informationen über das Mädchen zu löschen.

Dem brasilianischen Jahrbuch für öffentliche Sicherheit zufolge werden stündlich vier brasilianische Mädchen unter 13 Jahren vergewaltigt, die meisten Täter sind demnach Verwandte. Von den 66.000 Vergewaltigungsopfern in Brasilien waren 2018 mehr als die Hälfte Mädchen unter 13 Jahren.

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