Nach Tod von Mutter und Baby: Drei Apotheken in Köln geschlossen
Nach dem Tod einer schwangeren Frau und ihrem Baby durch einen giftigen Stoff aus einer Kölner Apotheke haben Behörden die sofortige Schließung von drei Apotheken in Köln angeordnet. Es gehe es um den vorbeugenden Gesundheitsschutz während der laufenden Ermittlungen, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums am Donnerstag.
Eine 28-jährige Kölnerin war in der vergangenen Woche nach Angaben der Polizei gestorben, nachdem sie eine Glukose-Mischung aus einer Kölner Apotheke zu sich genommen hatte, die Teil eines Routine-Tests auf Diabetes in der Schwangerschaft gewesen sei. Auch das Baby, das man noch durch einen Kaiserschnitt zu retten versuchte, kam nach der Geburt ums Leben. Die Todesursache bei beiden: „multiples Organversagen“.
Wieso endete der Test tödlich?
Die Rechtsmedizin fand heraus: Das Mittel aus der Kölner Apotheke enthielt Gift - „ein toxischer Stoff, den es zwar in Apotheken gibt, der aber in dem Gemisch rein gar nichts zu suchen hat“, erklärte Staatsanwalt Ulrich Bremer am Dienstag. Der giftige Stoff wurde nach Angaben der Ermittler in einem Behälter festgestellt, aus dem die Glukose in kleine Tütchen umgefüllt wurde. Mehreren Medienberichten zufolge soll es sich um ein Betäubungsmittel handeln, Staatsanwaltschaft und Stadt wollten dies allerdings nicht kommentieren.
War es ein Versehen oder ein Verbrechen?
Wie der Giftstoff in das Behältnis gelangen konnte, wird weiterhin ermittelt. Die Mordkommission muss klären, ob es sich um fahrlässige Tötung oder ob jemand aus Vorsatz handelte. „Das kann man in der Tat nicht ausschließen“, sagte Staatsanwalt Bremer. Die Ermittler sind nun dabei, Zeugen zu befragen, Lieferketten nachzuverfolgen, Unterlagen aus der Apotheke und andere Beweismittel zu untersuchen. „Wir müssen klären: Wer hat wann wo gearbeitet? Wer durfte mit den Substanzen arbeiten?“, sagte Bremer. Es läuft ein Verfahren gegen Unbekannt.
Sind weitere giftige Mischungen im Umlauf?
Das können die Ermittler nicht ausschließen. Polizei und Stadt warnen ausdrücklich davor, Mittel mit Glukose aus der betroffenen Apotheke einzunehmen. Patienten sollten diese stattdessen bei der nächsten Polizeiwache abgeben. Die Stadt hat der Apotheke vorerst untersagt, selbst produzierte oder abgefüllte Produkte zu verkaufen.
Behörden haben nun die sofortige Schließung von drei Apotheken in Köln angeordnet. "Da eine Gefährdung weiterer Kunden durch von der Apotheke abgegebene Arzneimittel nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, ist die vorübergehende Schließung des gesamten Apothekenbetriebs erforderlich", teilte die Bezirksregierung Köln mit.
Wozu wird der Test überhaupt gemacht?
Frauen trinken mit ärztlicher Begleitung das Gemisch, einige Stunden später bekommen sie Blut abgenommen - damit wird dann bestimmt, ob sie Schwangerschaftsdiabetes haben - oder nicht. Der Test ist in Deutschland Standard: Er wird von Ärzten empfohlen und von Krankenkassen bezahlt. Er sei für Frauen mit keinerlei Risiken verbunden, heißt es in einer Info-Broschüre des Gemeinsamen Bundesausschuss, einem wichtigen Gremium im deutschen Gesundheitswesen.
Können Schwangere weiterhin bedenkenlos den Test durchführen?
Sofern er nicht aus der Kölner Apotheke stammt - ja. Es gebe keinen Anlass für ein generelles Misstrauen gegenüber selbsthergestellten Arzneimitteln, sagte der Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Mathias Arnold, am Dienstag in Düsseldorf. Auch die Ermittler sehen keine Anzeichen dafür, dass auch Arzneimittel aus anderen Apotheken verunreinigt sein könnten.
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