Myanmar: Inhaftierte Reuters-Reporter bei Amnestie freigelassen

Wa Lone (links) und Kyaw Soe Oo sind nach 500 Tagen wieder frei.
Die Journalisten kamen im Rahmen einer groß angelegten Begnadigung des Präsidenten frei.

Myanmar hat am Dienstag mit einer Amnestie 6520 Gefangene freilassen. Das teilte das Büro von Präsident Win Myint mit. Dieser hatte erst im vergangenen Monat bei zwei Massenamnestien Tausende von Häftlingen begnadigt. In Myanmar ist es üblich, dass die Behörden Gefangene um das traditionelle Neujahr, das am 17. April begann, freilassen.

Reuters-Reporter frei

Die beiden Reuters-Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo sind in Myanmar nach mehr als 500-tägiger Haft freigelassen worden. Sie verließen am Dienstag das Gefängnis in der Nähe von Rangun, umringt von zahlreichen Medienvertretern. "Ich bin wirklich glücklich und begeistert, meine Familie und meine Kollegen zu sehen", sagte Wa Lone, nachdem er die Tore des Insein-Gefängnisses verlassen konnte. "Ich kann es kaum erwarten, in meine Redaktion zu gehen."

Die beiden Pulitzer-Preis-Gewinner - die für die Aufdeckung eines Massakers an der muslimischen Rohingya-Minderheit in Myanmar geehrt wurden - waren im vergangenen September zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Sie sollen nach Auffassung des Gerichts gegen ein Gesetz zum Schutz von Staatsgeheimnissen verstoßen haben und sich bei der Recherche illegal Staatsgeheimnisse beschafft haben. Beide beteuern ihre Unschuld.

Die 29 und 33 Jahre alten Journalisten hatten sich mit dem gewaltsamen Vorgehen gegen die muslimische Minderheit der Rohingya in Myanmar beschäftigt und bei ihrer Festnahme für einen Artikel über die Ermordung von zehn Männern und Burschen recherchiert, die dieser Volksgruppe angehörten. Ihrer Darstellung zufolge war ihnen eine Falle gestellt worden. Zwei Polizisten, die sie nie vorher gesehen hätten, hätten ihnen in einer Zeitung eingerollte Dokumente übergeben, sagten sie. Unmittelbar darauf seien sie von Beamten in Zivil in ein Auto gezerrt worden.

Armee und Regierung stehen im überwiegend buddhistischen Myanmar wegen der brutalen Verfolgung der muslimischen Rohingya-Minderheit international schwer in der Kritik. Mehr als 700.000 von ihnen sind ins mehrheitlich muslimische Nachbarland Bangladesch geflohen.

Freude über Freilassung

Das Urteil hatte international Empörung ausgelöst und stellte den demokratischen Wandel in dem Land infrage.

"Ich freue mich, dass die Reporter von Reuters, Wa Lone und Kyaw Soe Oo, eine Begnadigung erhalten haben, aus der Haft entlassen wurden und wieder bei ihren Lieben sind", sagte Lord Ara Darzi, ein britischen Mediziner, nachdem er die beiden in Empfang nahm. "Ich weiß, dass es eine große Erleichterung für ihre Familien, Freunde und Kollegen sein wird."

Reuters-Chefredakteur Stephen Adler begrüßte die Freilassung der "mutigen Reporter". Sie seien zu "Symbolen für die Bedeutung der Pressefreiheit auf der ganzen Welt" geworden, erklärte Adler in einer Stellungnahme. Noch im vergangenen Monat hatte der Oberste Gerichtshof Myanmars die Berufung der beiden Journalisten gegen die Gefängnisstrafe abgewiesen.

EU will Zusammenarbeit mit Myanmar fördern

Auch die EU hat die Freilassung der Reporter begrüßt: "Sie sind nun frei und können wieder mit ihren Familien vereint werden und ihre unerlässliche Arbeit fortsetzen", sagte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini.

Auch die Zusammenarbeit mit den Behörden in Myanmar werde man fortsetzen, um die Demokratie in dem Land zu fördern, so die Sprecherin.

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