11 Tonnen Müll und 4 Leichen: Frühjahrsputz am weltweit höchsten Müllhaufen

Archivbild vom 23. Mai 2010: Ein nepalesischer Sherpa, der während der Everest-Säuberungsexpedition auf dem Mount Everest in 8.000 Metern Höhe den von Bergsteigern hinterlassenen Müll einsammelt.
Jedes Jahr, wenn selbst am höchsten Punkt der Erde, am 8.848 Meter hohen Mount Everest, die Temperaturen wärmer werden und auf minus 19 Grad Celsius steigen, wird am "höchsten Müllhaufen" der Welt sauber gemacht, wie Medien gerne schreiben.
Leere Sauerstoffflaschen, Schlafsäcke, alte Zelte, Kleidungsstücke, Essensverpackungen, Kocher, leere Wasserflaschen, Bierdosen, ja sogar Fäkalien: Der Abfall einer ganzen Saison muss entsorgt werden.
Die Bilanz nach dem großen Frühjahrsputz heuer: elf Tonnen Müll, vier Leichen und ein Skelett, so die Angaben der nepalesischen Armee. 55 Tage brauchten die Truppen, um den Müll und die Leichen aus den Bergen Everest und den zweiten weiteren Himalaya-Gipfeln Nuptse und Lhotse zu bergen. Schätzungen zufolge dürften auf dem Everest über fünfzig Tonnen Abfall und über 200 Leichen liegen. Die Körper vom Berg zu schaffen, ist besonders schwierig: Sie sind vereist und wiegen bis zu 150 Kilogramm.
Seit Jahrzehnten engagieren sich NGOs für die Säuberung der höchsten Spitzen der Welt; seit 2019 rückt die Armee jährlich aus. Damals kam aufgrund des enormen Andrangs von Bergsteigern, die Warteschlangen standen, um den Gipfel zu erreichen, die Besorgnis auf, ob diese den ganzen Müll, den sie hinaufschleppten, auch wieder mitnahmen. Seit damals ist auch Einwegplastik in der Everest-Region verboten.
Bei den bisher fünf Säuberungsaktionen seien insgesamt 119 Tonnen Müll, 14 menschliche Leichen und einige Skelette zusammengetragen worden, zitiert die BBC die Armee mit.
Künftig muss man Kotbeutel mitnehmen
Seit heuer gilt eine neue Regelung für alle Alpinisten: Die Behörden wollen die Bergsteiger dazu verpflichten, Kotbeuteln mitzubringen, um ihre Exkremente selbst zu entsorgen; diese werden darin chemisch und geruchlos zersetzt. Das Problem ist nicht nur die augenscheinliche "Verschmutzung": Bei den niedrigen Temperaturen werden die Fäkalien nicht zersetzt, das hat Auswirkungen auf Umwelt und die Luftqualität. Mingma Sherpa, Vorsitzender der Gemeinde Pasang Lhamu, sagt gegenüber der BBC: "Unsere Berge stinken", während man sich im Tal um die Qualität des Trinkwassers sorge. In der Antarktis und am Mount Denali seien Kotbeutel für Bergsteiger bereits Standard.
Künftig will die Regierung in Zukunft ein Bergrangerteam zur Überwachung des Mülls einrichten, zitiert die BBC Rakesh Gurung, den Bergsteigerdirektor des nepalesischen Tourismusministeriums.

Warteschlange am Mount Everest: Viele Bergestieger bedeutet auch viel Müll.
Am Donnerstag hat ein chinesisches Technologieunternehmen die weltweit ersten erfolgreichen Drohnenliefertests am Mount Everest durchgeführt. Bei den Tests wurden 15 Kilogramm Sauerstoffflaschen und andere Vorräte vom Südbasislager des Mount Everest auf 5.364 Metern Höhe zum 700 Meter höher gelegenen Lager 1 transportiert. Anschließend ist die Drohne mit der gleichen Menge Müll zum Basislager zurückgekehrt. Jeder Bergsteiger hinterlässt durchschnittlich acht Kilo Müll auf den Hängen.
15.000 Dollar "Aufstiegsgebühr"
Insgesamt haben dieses Jahr schätzungsweise mehr als 600 Menschen den Berg bestiegen. Für die Frühjahrssaison, die im Mai endete, erteilte die Regierung 421 Bergsteigern die Genehmigung; im Vorjahr waren es 478 – ein Rekord. Danach hat Nepals Oberster Gerichtshof die Regierung angewiesen, die Genehmigungen zu begrenzen. Auch deswegen werden die Preise erhöht: von 11.000 auf 15.000 US-Dollar im nächsten Jahr. Acht Bergsteiger kamen heuer ums Leben, im Vorjahr waren es 19.
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