Mord an Britin: Polizeieinsatz befeuert Debatte über Gewalt an Frauen

Sarah Everard wurde Anfang März entführt und getötet. Seither sprechen immer mehr Frauen über die Angst als ständigen Begleiter.

Proteste nach Mord und Polizeieinsatz in London

 „Schande über Euch!“; „Lasst sie gehen!“: Schreie tönten, als Polizisten Samstagabend in Südlondon mehrere Frauen bei einer Mahnwache gegen Gewalt an Frauen brutal wegzerrten.

Videos aus dem Clapham Common Park zeigten zwei Beamte, die eine Frau auf den Boden drückten und ihr Handschellen anlegten. Die Polizei der Hauptstadt steht nach dem harten Vorgehen samt vier Festnahmen heftig in der Kritik. Die Regierung fordert einen „vollständigen Bericht“.

Mord an Britin: Polizeieinsatz befeuert Debatte über Gewalt an Frauen

Eine Frau wird bei der Mahnwache von Polizisten weggezerrt

Mord an Britin: Polizeieinsatz befeuert Debatte über Gewalt an Frauen

Trauer um Sarah Everard

Mord an Britin: Polizeieinsatz befeuert Debatte über Gewalt an Frauen

Hunderte Menschen legten Blumen nieder

Mord an Britin: Polizeieinsatz befeuert Debatte über Gewalt an Frauen

Mord an Britin: Polizeieinsatz befeuert Debatte über Gewalt an Frauen

Mord an Britin: Polizeieinsatz befeuert Debatte über Gewalt an Frauen

Mord an Britin: Polizeieinsatz befeuert Debatte über Gewalt an Frauen

Mord an Britin: Polizeieinsatz befeuert Debatte über Gewalt an Frauen

Die Mahnwache war zum Gedenken an die entführte und getötete Sarah Everard, 33, abgehalten worden. Die junge Frau war Anfang März auf dem Heimweg von einer Freundin verschwunden. Ihre Leiche wurde später in einem Waldstück entdeckt. Als Tatverdächtiger gilt ein 48-jähriger Polizist.

Schlüssel als Waffe

Der Fall hat zu einer Debatte über Gewalt sowie Belästigung von Frauen geführt. Viele geben ihrem Gefühl Ausdruck, dass Staat und Gesellschaft mehr gegen Übergriffe im Alltag tun müssen. In sozialen Netzwerken teilen Frauen unter Hashtags wie „Too Many Men“ Erfahrungen mit Angst – etwa, dass sie abends immer mit Schlüssel als Waffe und telefonierend heim gehen.

„Zutiefst traurig und wütend“, zeigte sich die Bewegung „Reclaim These Streets“ („Erobert diese Straßen zurück“) über die Vorfälle am Samstagabend. Eine Regierungsberaterin meinte, es stamme „aus dem Handbuch männlicher Missbraucher, die Opfer für Gewalttaten verantwortlich machen“.

Hintergrund: Reclaim These Streets hatte den Aufruf zur Mahnwache zurückgenommen, weil diese laut Polizei und Gericht gegen Corona-Regeln verstoßen hätte. Stattdessen fanden in vielen Städten virtuelle und Haustür-Mahnwachen statt. Premier Boris Johnson sagte, er und Verlobte Carrie Symonds würden auch eine Kerze anzünden. Er versprach, „alles zu tun, um sicherzustellen, dass die Straßen sicher sind“.

Ausgangssperre für Männer

Trotz der Absage der Mahnwache besuchten viele am Samstag den Clapham Park, wo Everard zum letzten Mal lebend gesehen wurde. Auch Herzogin Kate legte inkognito Blumen nieder.

Am Abend kamen Hunderte Menschen an einem Musikpavillon zusammen. „Die Beamten waren mit sehr schwierigen Entscheidungen konfrontiert“, rechtfertigte eine Polizei-Sprecherin den Einsatz mit Blick auf die Corona-Gefahr., den Londons Labour-Bürgermeister Sadiq Khan „inakzeptabel“ nannte. Selbst die konservative Innenministerin Priti Patel nannte die Medienbilder des Einsatzes „erschütternd“. Der Chef der Liberaldemokraten forderte den Rücktritt der Londoner Polizeichefin Cressida Dick.

Kritik an der Polizei gab es auch nach deren Rat, Frauen in Clapham sollten abends nicht alleine auf die Straße. Eine Politikerin der Grünen forderte daraufhin eine abendliche Ausgangssperre für Männer.

Kommentare