Saudi-Arabien und dessen Verbündete im arabischen Raum hatten dem Nachbarstaat vorgeworfen, terroristische Gruppen der Region zu unterstützen, und daraufhin die Handelsgrenzen geschlossen. Vier Jahre, bis 2021, sollte der Boykott andauern.
Zu dem Zeitpunkt hatte Katar längst Unabhängigkeit erlangt in der Milchproduktion – mehr noch: Das Emirat war mit der Baladna Farm nahe der Stadt Al Khor im Norden binnen vier Jahren zu einem der führenden Milchexporteure im arabischen und afrikanischen Raum aufgestiegen. 225 verschiedene Produkte zählt das Sortiment.
Und das alles begann mit Bella, deren Geschichte einerseits auch viel erzählt über die Rolle des kleinen Katar in einer politisch wie wirtschaftlich fragilen Region. Andererseits ist Bella längst auch zu einem Symbol der Stärke geworden und dafür, was tatsächlich alles möglich ist im – gemessen am BIP pro Kopf – reichsten Land der Welt.
Als Bella mit 4.000 weiteren Artgenossen vor nun bereits fünf Jahren erstmals Bekanntschaft mit dem Wüstenboden machte, glaubte kaum jemand an den Erfolg dieses Projekts. Auch für Milchkühe ist Katar, wo es bis zu 50 Grad heiß wird, ein lebensfeindlicher Ort. Ist ihnen heiß, essen Kühe nicht. Ohne Nahrungsaufnahme keine Milch.
Also baute man ihnen eine voll-klimatisierte Wellness-Oase ins Nirgendwo. Bella fühlte sich bald wohl und gebar als erstes Tier vor Ort ein Kalb. Dem medizinisch kontrollierten Wunder folgten viele weitere. Mittlerweile leben 25.000 Kühe auf der Farm, die sich auf einer Größe von 350 Fußballfeldern erstreckt.
Alle acht Minuten werden 100 Kühe gemolken. Den vollständig automatisierten Vorgang können Besucher von einer Plattform aus bestaunen. In einem Video erklärt der Chefmediziner aus den USA die Herausforderungen bei der Zucht; die Ernährungsexpertin erläutert die Zusammensetzung des Spezialfutters, das in Containerschiffen aus den USA angeliefert wird; der Laborchef, ein Schotte, spricht stolz über die täglichen Blutanalysen, die im Haus in sechzig Sekunden ein Ergebnis liefern.
Vergnügungspark inklusive
Der walisische WM-Tourist, der einen Tagesausflug zur Farm unternommen hat, schüttelt nur ungläubig den Kopf. Bei ihm daheim in Wales, wo er selbst ein gutes Dutzend Kühe hält, laufe das alles völlig anders. „Die schaffen hier alles, was sie wollen.“
Er dreht sich um und geht Richtung Baladna Vergnügungspark, der die Besucher nebenan einlädt. Es gibt Wasserrutschen, einen Streichelzoo sowie Melkstationen. Und Bella darf natürlich auch nicht fehlen: als beliebtes Fotomotiv.
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