Matterhorn droht Sperre wegen Felsstürzen

Das Matterhorn, eines der Wahrzeichen der Schweiz wird immer instabiler.
Der Berg bröckelt, weil Permafrost taut. Liftstützen sind auch am Mont Blanc instabil.

Bergführer forderten in der Schweizer Sonntagszeitung die Sperre des Matterhorns (4478 m), weil es viel zu gefährlich wäre, dort herumzuklettern. Am 24. Juli waren ein Bergführer und sein Gast an der Ostflanke des Matterhorns tödlich verunglückt. Ein ganzes Bergstück brach mitsamt der fest installierten Sicherung heraus. Das Steinschlagrisiko war an diesem Tag so hoch, dass die Bergretter nicht zu den Opfern aufsteigen konnten.

Seither wird in der Schweiz diskutiert, wie instabil die Berge geworden sind.

Die gigantische Felsmasse der Alpen erwärmt sich doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Der alpine Permafrost taut. Das Eis hält den Berg wie Beton zusammen. Wenn es schmilzt, gerät einiges ins Rutschen.

„Früher lag in großen Höhen oft bis August Schnee. Heute ist der Firnschnee oft schon Ende Juni geschmolzen“, erklärt der Geograf Dominik Siegrist von der Universität Rapperswil. Wenn Firn und Eispanzer fehlen, kann Regenwasser in die Felsspalten einsickern. Auf diese Weise gelangt Wärme in tiefere Felsschichten, die in der Folge von innen erodieren.

Das Wasser staut sich im Fels und erzeugt auf die Dauer einen riesigen Druck. „Schließlich macht es einfach peng – und ein Stück des Felsens bricht ab“, beschreibt das Umweltingenieur Jan Beutel von der ETH Zürich sehr anschaulich.

Das Auftauen des Permafrost stellt auch die Seilbahnwirtschaft vor Probleme. Der Fels wird nämlich oft genau in jener Höhe instabiler, in der die Fundamente der Bergstationen und Masten angelegt sind. Besonders krass ist die Situation am Mont Blanc bei der Bergbahn auf die Aiguille du Midi.

Bereits im Sommer 2003 musste der Hörnligrat am Matterhorn evakuiert werden. Der Hörnli- Hüttenwirt, ein Bergretter, hatte den riesigen Felssturz kommen sehen und Alarm geschlagen. 90 Menschen wurden mit dem Hubschrauber rechtzeitig abgeholt bevor 1500 Kubikmeter Fels zu Tal donnerten.

Damals startete das Projekt PermaSense, das Wissenschafter der ETH Zürich sowie der Universitäten Zürich und Basel zusammen entwickelten. „Heute bekommen wird rund um die Uhr Messdaten, die wir für die Forschung nutzen, aber auch für ganz konkrete Warnungen“, sagt Jan Beutel.

Sperre „lächerlich“

Der Wunsch nach einer Sperre des Matterhorns sei „lächerlich“, sagt Raphaël Mayoraz, der Sektionschef Naturgefahren im Kanton Wallis. „Wer aufs Matterhorn geht, nimmt ein höheres Risiko bewusst in Kauf“, sagt auch Geograf Siegrist. Er kann verstehen, dass die Gemeinde Zermatt den Zugang zum Berg offen halte. Denn eine geführte Tour aufs Matterhorn, einer der schwierigsten Klassiker der Alpen, kostet um die 1500 Euro. An Spitzentagen klettern 100 Alpinisten am Berg, übers Jahr sind es um die 3000.

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