"Selfie-Tourismus": Mallorca hat die Nase voll von Influencern

Caló des Moro: Die Bucht so menschenleer zu erleben, ist heute wohl nicht mehr möglich
Türkisfarbenes Wasser, umgeben von steil ins Meer ragenden Klippen, bewachsen mit Pinien und Kiefern: Die Bucht Caló des Moro im Südosten Mallorcas zählt wahrlich zu den schönsten der Baleareninsel. Was sie bei Einheimischen lange Zeit besonders beliebt machte: Ihre Abgeschiedenheit schützte sie vor dem Massentourismus der Insel. Der kleine, idyllische Ort galt als richtiger Geheimtipp.
Diese Zeiten sind längst vorbei. Nachdem Influencer ihre Follower zuletzt vermehrt dazu aufgefordert hatten, der Bucht einen Besuch abzustatten, wird diese förmlich überrannt. Laut Behördenangaben drängen täglich 4.000 Besucher an den Mini-Strandabschnitt, an dem eigentlich keine 100 Personen Platz finden. In den Sommermonaten musste die Polizei die Zufahrtsstraße zur Bucht kontrollieren, um die Parksituation noch irgendwie unter Kontrolle zu halten.
Massentourismus eindämmen
Dabei waren die Influencer-Posts ironischerweise Teil einer Strategie der Balearen-Regierung, um die Auswirkungen des Massentourismus irgendwie einzudämmen. Die Idee: Mit viralen Online-Beiträgen sollten gezielt weniger bekannte Orte der Insel beworben werden, um so die Besucherströme besser zu verteilen.
Der Plan ging gehörig nach hinten los. Statt der erhofften Entlastung wurden vielerorts abgelegene, sensible Naturräume von Selfiejägern überrannt. Oft ganz nach dem Motto: ein schnelles Foto, ein Instagram-Post, dann weiter zum nächsten Motiv. „Es hatte den völlig gegenteiligen Effekt als beabsichtigt und läuft der Regierungspolitik zur Eindämmung des Tourismus zuwider“, sagte ein Sprecher des Tourismusministeriums dem Guardian.
Proteste gegen Massentourismus
Auf der Nachbarinsel Ibiza sieht es kaum besser aus: Dort wurde u. a. der Zugang zum beliebten Aussichtspunkt Es Vedrà gesperrt, nachdem sich Anrainer über Menschenmassen und Müllproblem beschwert hatten. Künftig will die Balearen-Regierung daher nicht mehr auf Influencer-Marketing setzen. Der „Selfie-Tourismus“ schädige einige der schönsten Orte der Inseln.
Spanien bereitet sich auf einen neuerlichen Touristenrekord vor. 2025 werden mehr als 100 Millionen Besucher erwartet.
13,5 Millionen Touristen empfing im Vorjahr allein die Baleareninsel Mallorca.
Vielerorts protestiert die Bevölkerung gegen die negativen Folgen des Massentourismus, insbesondere die Wohnungskrise. Letztes Wochenene etwa auf den Kanaren.
Bereits im Vorjahr regte sich in der „Instagram-Bucht“ Caló des Moro Widerstand gegen die Gefahr, zur reinen Fotokulisse zu verkommen (siehe oben). Unter dem Motto „Besetzen wir unsere Strände“ fuhren die Einheimischen die Ellbogen aus.
Von der Gemeinde-Website wurden indes sämtliche Fotos der Bucht gelöscht. Und die Bürgermeisterin von Santanyí, María Pons, appelliert an Medienvertreter und Reiseveranstalter, nie wieder ein Wort über sie zu verlieren.
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