Libanon: Mann nahm Geiseln, um an eigene Ersparnisse zu kommen

Libanon: Mann nahm Geiseln, um an eigene Ersparnisse zu kommen
Der Mann hatte rund 200.000 US-Dollar auf seinem Konto und brauchte Geld, um die Behandlung seines Vaters in einem Krankenhaus bezahlen zu können.

Um inmitten einer schweren Wirtschaftskrise eingefrorene Ersparnisse freizupressen, hat ein Mann in einer libanesischen Bank über Stunden mehrere Geiseln festgehalten. Er drang am Donnerstag bewaffnet in eine Filiale in der Hauptstadt Beirut ein und gab drei Warnschüsse ab, wie lokale Medien meldeten. Der staatlichen Nachrichtenagentur NNA zufolge drohte er damit, sich mit Benzin anzuzünden, sollte ihm das Geld nicht ausgezahlt werden.

Demnach hatte der Mann rund 200.000 US-Dollar (etwa 193.000 Euro) auf seinem Konto und brauchte Geld, um die Behandlung seines Vaters in einem Krankenhaus bezahlen zu können. Nach rund acht Stunden gab er am frühen Donnerstagabend schließlich auf und stellte sich der Polizei, wie es aus Sicherheitskreisen hieß. NNA meldete, die Bank habe dem Mann die Zusage gegeben, ihm 30 000 Dollar auszuzahlen.

Schwere Wirtschaftskrise

Das Land am Mittelmeer leidet seit fast drei Jahren unter der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Große Teile der Bevölkerung sind in Armut abgerutscht. Die nationale Währung hat mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren. Weil diese früher fest an den Dollar gekoppelt war, haben viele Libanesen Konten in der US-Währung. Da dem Land jedoch die Devisenvorräte ausgehen, können die Libanesen nur noch sehr begrenzt US-Dollar von ihrer Bank abheben.

Bei der Beiruter Bankfiliale versammelten sich am Donnerstag zahlreiche Menschen, die ihre Solidarität mit dem Täter ausdrückten. "Unser korruptes System hat den armen Mann dazu gebracht, so etwas zu tun", sagte einer Frau. Viele Libanesen werfen der politischen Elite des Libanon massive Korruption vor und machen sie für die dramatische wirtschaftliche Lage verantwortlich. Die Krise ist überall zu spüren. So müssen die meisten Haushalte mit nur wenigen Stunden Strom am Tag auskommen. Auch die Wasserversorgung bricht regelmäßig zusammen.

Mögliche internationale Unterstützer wie der Internationale Währungsfonds (IWF) verlangen Reformen, bevor sie dem Land helfen. Diese ist die Regierung jedoch bisher schuldig geblieben.

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