Krieg in Tigray - Was der Abzug der Kriegstruppen bedeutet

Krieg in Tigray - Was der Abzug der Kriegstruppen bedeutet
Augenzeugen: Soldaten Eritreas verlassen zwei Städte in Nordäthiopien

Die USA haben den Rückzug eritreischer Streitkräfte aus der nordäthiopischen Konfliktregion Tigray begrüßt. Diese Entwicklung sei nach dem Friedensabkommen zwischen der äthiopischen Regierung und der Rebellenorganisation TPLF "der Schlüssel zur Sicherung eines dauerhaften Friedens in Nordäthiopien", sagte US-Außenminister Antony Blinken nach Angaben seines Ministeriums vom Samstag bei einem Telefonat mit dem äthiopischen Regierungschef Abiy Ahmed.

Zum Hintergrund: Beim Konflikt zwischen Eritrea und Tigray geht es um einen langjährigen Streit zwischen diesen beiden Regionen in Äthiopien. Die Region Tigray hatte sich jahrelang von der Zentralregierung in Äthiopien unabhängig erklärt und ihre eigene Regierung aufgebaut, während Eritrea seit der Unabhängigkeit im Jahr 1993 ein eigenes Land bildet.

Im November 2020 begann ein offener Krieg zwischen der äthiopischen Regierung und der Regierung der Region Tigray, nachdem die äthiopische Regierung die Region angegriffen hatte, weil sie vorgeworfen wurde, Waffenlager und Militärbasen angegriffen zu haben. Eritrea unterstützte die äthiopische Regierung im Krieg und half bei der Durchführung von Angriffen.

Im Laufe des Krieges kamen Tausende von Menschen ums Leben und es kam zu ethnischen Säuberungen und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung. Es gab auch Berichte über Verletzungen der Menschenrechte, wie Folter, Missbrauch und Vergewaltigung. 

Und obwohl Eritrea und Äthiopien hauptsächlich von Christen und Moslems bewohnt werden, gibt es keine Berichte, dass die Religion eine treibende Kraft im Konflikt ist, es geht vielmehr "nur" um politische und territoriale Kontrolle sowie um die Ressourcen und die Entwicklung der Regionen.

Jetzt: Friedensprozess

Blinken bekräftigte den Angaben zufolge das US-Engagement bei der Unterstützung des Friedensprozesses in Äthiopien. Zugleich forderte er, dass Beobachter der Menschenrechtslage Zugang zu Tigray erhalten sollten, wie Ministeriumssprecher Ned Price mitteilte.

Augenzeugen berichteten von einem eritreischen Truppenabzug aus Tigray. Allerdings blieb unklar, ob es sich um den Beginn eines vollständigen Abzugs handelte, oder einige eritreische Truppen in der Region bleiben sollen. Eine offizielle Erklärung aus dem Nachbarland Äthiopiens zu den Truppenbewegungen lag zunächst nicht vor.

Die zweijährigen Kämpfe in Tigray waren im November durch einen von der Afrikanischen Union (AU) vermittelten Waffenstillstand beendet worden. Rund eine halbe Million Menschen wurden Schätzungen zufolge in dem Konflikt getötet, mindestens zwei Millionen Menschen in die Flucht getrieben.

Das benachbarte Eritrea hatte die äthiopische Armee bei den Kämpfen in Tigray unterstützt. Nun berichteten Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP von dem Abzug einer großen Zahl eritreischer Soldaten aus zwei Städten in Tigray. Wohin sie sich bewegten, war zunächst unklar.

"Ich habe eritreische Truppen gesehen, die Shire in Richtung Nordwesten verlassen haben. Ich weiß nicht, ob es sich um einen kompletten Abzug handelt", berichtete ein Augenzeuge, der anonym bleiben wollte. Er schickte der AFP ein Video von hupenden Lkw mit Soldaten, die Shire verlassen. Auf den Lkw sind Fahnen Eritreas zu sehen.

Ein anderer Einwohner sagte, er habe einen Konvoi die Stadt verlassen sehen. Zu dem Konvoi hätten Lkw, Busse mit Soldaten, Artilleriegeschütze und Panzer gehört.

Ein weiterer Zeuge berichtete vom Abzug eritreischer Soldaten aus Adwa, das 85 Kilometer östlich von Shire liegt. Die Mehrheit der Soldaten sei in Richtung Westen abgezogen, andere nach Norden in Richtung Rama - dieser Ort liegt an der Grenze zu Eritrea. Allerdings befinde sich immer noch eine höhere Zahl eritreischer Soldaten in Adwa, fügte dieser Zeuge hinzu.

Bei der Unterzeichnung des Friedensabkommens am 2. November war kein Vertreter Eritreas anwesend gewesen. Die USA und Menschenrechtsorganisationen warfen Eritrea vor, einige der brutalsten Übergriffe in dem Konflikt begangen zu haben.

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