Krabben-Invasion: Massenwanderung an die Nordsee
Wenn Wild unerwartet die Straßen überquert, wird gebremst, weil niemand ein Reh in der Windschutzscheibe haben will. Bei der an sich harmlosen Massenwanderung der chinesischen Wollhandkrabbe ängstigen sich viele Menschen aus ganz anderen Gründen. Es sähe einfach gespenstisch aus, berichten Augenzeugen.
Die Krabben ziehen derzeit zu Hunderten über die Straßen an der Nordsee. Im norddeutschen Kreis Verden ist es besonders schlimm. Die Tiere zieht es am Ende ihres Lebens zum Salzwasser, wo sie sich paaren und ihre Eier im Brackwasser ablegen. Bis zu 900.000 Eier pro Krabbe.
Naturschutzverbände sind alarmiert, denn das Tierchen wurde in die Liste der unerwünschten Spezies für die Europäische Union aufgenommen. Die Wollhandkrabbe verdankt ihren Namen den behaarten Scheren der männlichen Tiere. Vor 100 Jahren wurde sie aus Ostchina eingeschleppt.
Larven eingeschleppt
Vermutlich kamen die Larven mit dem Ballastwasser von Handelsschiffen – und verbreiteten sich beständig. In der Ostsee können sie sich wegen des zu niedrigen Salzwassergehalts nicht fortpflanzen. Umso mehr an der Nordsee, wo sie sich alle zwölf Jahre in Schüben invasionsartig vermehren. Elbe, Weser, Ems und Rhein, die in die Nordsee münden, sind ihre Lebensgebiete. Die Krabbe wurde bereits weiter stromaufwärts in Basel, Dresden oder auch Prag gesichtet.
Uferbauten und Dämme können durch das massenhafte Graben von Hohlgängen in Mitleidenschaft gezogen werden und Drainagen verstopfen. Angler und Fischern fressen die Krabben, ohne dass es der Angler merkt, den Köder vom Haken. Und auch Fischernetze zerschneiden die Allesfresser.
Ende 2014 wurde nachgewiesen, dass die chinesische Wollhandkrabbe außerdem auch ein Krankheitsüberträger der Krebspest ist. Diese parasitische Pilzerkrankung befällt vor allem Flusskrebse. Derzeit wird versucht, tonnenweise Krabben einzufangen.
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