Immer mehr Fronten gegen Erdoğans Syrien-Offensive

Immer mehr Fronten gegen Erdoğans Syrien-Offensive
Der türkische Präsident Erdoğan steht mit seiner Invasion mehr und mehr isoliert da.

So hatte sich Recep Tayyip Erdoğan das sicher nicht vorgestellt: Der türkische Präsident findet kaum internationale Unterstützung für seinen Feldzug in Syrien. Mit etwas Kritik habe man zwar gerechnet, sagte Erdoğans Außenminister Mevlüt Cavusoglu im Fernsehen. Dennoch sei er überrascht.

Katar und Pakistan gehören zu der kleinen Gruppe von Ländern, die den türkischen Einsatz gut heißen. Dagegen hagelt es aus anderen Weltgegenden viel Kritik – aus den USA, aus Europa, aus dem Nahen Osten und auch aus Russland, dem größten Schwergewicht im Syrien-Konflikt.

Der Iran, der wie Russland aufseiten des Assad-Regimes kämpft, verlangt den sofortigen Stopp des Einmarsches. Kongresspolitiker in Washington und Regierungsvertreter in Europa denken über Sanktionen gegen Ankara nach.

„Sicherheit bedroht“

Das NATO-Land Norwegen stoppte Rüstungslieferungen an die Türkei. Frankreich und Italien bestellten die jeweiligen türkischen Botschafter ein. Dabei sieht sich Erdoğans Regierung im Recht.

Mit dem Vormarsch will sie die Kurdenmiliz YPG, einen Ableger der Terrororganisation PKK, von der Grenze vertreiben. „Unsere Sicherheitsinteressen sind massiv bedroht, wir mussten handeln, und zwar jetzt“, sagte ein hoher Beamter im türkischen Außenministerium zum KURIER.

Immer mehr Fronten gegen Erdoğans Syrien-Offensive

Seit Jahren war die YPG Anlass für Streit zwischen der Türkei und den USA, weil die Amerikaner die kurdischen Kämpfer gewissermaßen als Subunternehmer im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) einsetzten. Erdoğan sah darin eine Zusammenarbeit der USA mit Terroristen. Doch mit US-Präsident Donald Trump wurde Erdoğan handelseinig (siehe auch die Zeitgeschichte-Serie links).

Der türkische Staatschef schwatzte dem Mann im Weißen Haus die Zustimmung zu der Intervention am vergangenen Sonntag am Telefon ab. Seitdem ist Trump innenpolitisch unter Druck, weil ihm die Parteinahme für Erdoğan als Verrat an der YPG ausgelegt wird.

Langsamer Vormarsch

Deshalb will Trump jetzt vermitteln – doch ob er Erdoğan damit locken kann, ist nicht bekannt. Vorerst rollt der türkische Angriff weiter. Alles laufe nach Plan, meldete das türkische Verteidigungsministerium am Freitag und sprach von mehr als 340 getöteten PKK-Kämpfern bei eigenen Verlusten von drei Soldaten.

Der Vormarsch kommt aber nur langsam voran. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurde unter anderem um die Kontrolle über ein syrisches Dorf an der türkischen Grenze gekämpft.

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