Über 150 Tote bei Brandkatastrophe in Hongkong: Stadt trauert um Opfer
Tausende Menschen erwiesen den 128 Todesopfern am Samstag die letzte Ehre, legten Blumen nieder und trugen sich in Kondolenzbücher ein.
Zusammenfassung
- Dreitägige Trauer in Hongkong nach Großbrand mit 151 Toten im Hochhauskomplex Wang Fuk Court.
- Acht weitere Festnahmen im Zusammenhang mit dem Brand, Ermittlungen zu brennbaren Baumaterialien und fehlendem Feueralarm.
- China kündigt landesweite Brandschutzinspektionen in Hochhäusern an, um Risiken zu minimieren.
Die Zahl der Todesopfer nach dem Großbrand einer Wohnanlage in Hongkong ist auf 151 gestiegen. Wie die Behörden in der chinesischen Sonderverwaltungsregion am Montag mitteilten, wurden fünf weitere Leichen gefunden.
Weiterhin werden Menschen vermisst. Zudem gaben die Behörden bekannt, bei ihren Ermittlungen Mängel an Teilen der am Baugerüst befestigten Schutznetze festgestellt zu haben.
Bei sieben gesammelten Proben sei festgestellt worden, dass diese nicht den Brandschutzvorgaben entsprochen hätten, sagten Behördenvertreter während einer Pressekonferenz. Die insgesamt 20 Proben stammten demnach von den sieben betroffenen Wohnblöcken im Stadtteil Tai Po.
Drei Tage Trauerzeit
Tausende Menschen erwiesen den 128 Todesopfern am Samstag die letzte Ehre, legten Blumen nieder und trugen sich in Kondolenzbücher ein.
Aus der ganzen Stadt strömten Bewohnerinnen und Bewohner der Millionenmetropole zu einem kleinen Park in der Nähe der verkohlten Hochhaus-Gerippe. Die Trauernden legten weiße und gelbe Blumen und handgeschriebene Kondolenzkarten nieder. Mehr als 40 Stunden lang hatten die Flammen in dem Wohnkomplex Wang Fuk Court gewütet.
Die Schlange vor dem Park wurde im Laufe des Tages immer länger. Bei Einbruch der Dunkelheit war das Gebiet voller Menschen mit ernsten Gesichtern, viele von ihnen trugen dunkle Trauerkleidung.
Flaggen auf halbmast
Das Flammeninferno in einem Wohnkomplex mit acht Wolkenkratzern hatte Hongkong erschüttert. In der Millionenmetropole stehen einige der höchsten Häuserblöcke der Welt mit entsprechend vielen Bewohnern. Der Regierungschef der chinesischen Sonderverwaltungszone, John Lee, stand mit mehreren Ministern und Dutzenden hochrangigen Beamten drei Minuten lang schweigend vor dem Regierungssitz, wo die Flaggen Chinas und Hongkongs auf halbmast wehten.
Die Polizei teilte am Samstag bei einer Pressekonferenz mit, die Zahl von 128 Todesopfern habe sich nicht verändert. 44 Tote seien noch nicht identifiziert. Zahlreiche Polizisten der Abteilung zur Opferidentifikation, alle in weiße Overalls gehüllt, beendeten die Durchsuchung von zwei der acht Hochhaustürme und fanden dabei keine weiteren Toten.
Netze wohl untergemischt
Laut dem Sekretär der Sicherheitsbehörde, Chris Tang, besteht der Verdacht, dass die minderwertigen Netze untergemischt wurden, da Proben an leicht zugänglichen Stellen den Normen entsprachen, aber jede der sieben schwer zugänglichen Stellen nicht konform waren.
Bei der Feuerkatastrophe am vergangenen Mittwoch im Komplex Wang Fuk Court wurden zudem 79 Menschen verletzt, darunter auch Feuerwehrleute. Anti-Korruptionsermittler nahmen bisher elf Menschen in dem Fall fest. Kurz nach dem Brand hatte die Polizei zudem drei Männer einer Baufirma mit Verdacht auf fahrlässige Tötung festgenommen.
Berichte über Festnahme nach Petition
Am Wochenende hatte die Polizei laut Hongkonger Medienberichten außerdem einen Mann wegen des Vorwurfs auf Aufruhr festgenommen. Er soll demnach mit anderen eine Petition ins Leben gerufen haben, die eine unabhängige Untersuchung des Brandes und der Verantwortung von Regierungsbeamten forderte.
Parallel hatte die chinesische Behörde für den Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong "antichinesische Elemente" beschuldigt, falsche Informationen etwa über die Rettungsbemühungen der Regierung zu verbreiten.
Laut am Freitag vorgelegten Ermittlungsergebnissen wurde das Feuer durch die Bambusgerüste und andere brennbare Materialien, die zum Schutz vor Staub und herabfallenden Gegenständen verwendet wurden, angefacht. Eine besondere Rolle spielten offenbar Schaumstoffplatten vor Fenstern sowie Schutznetze. Bewohner hatten berichtet, dass kein Feueralarm zu hören gewesen sei und sie von Tür zu Tür gegangen seien, um Nachbarn vor dem Feuer zu warnen.
Nun landesweite Kontrollen
Der staatliche chinesische Fernsehsender CCTV meldete, der Ausschuss für Arbeitssicherheit des Staatsrates habe eine Kampagne zur Inspektion und Behebung von Brandrisiken und Gefahren in Hochhäusern angekündigt. Demnach sollen die Hochhäuser auf brennbare oder leicht entzündbare Baustoffe untersucht werden. Außerdem soll die Verwendung von Materialien wie Baugerüsten aus Bambus oder nicht feuerfesten Sicherheitsnetzen überprüft werden.
Immerhin eine gute Nachricht hatte der örtliche Polizeichef Lam Man-han nach der Durchsuchung von zwei Gebäuden: "Wir haben keine sterblichen Überreste gefunden", sagte er und fügte hinzu. "Wir haben drei Katzen aus dem Wang Yan-Haus und eine Schildkröte aus dem Wang Tao-Haus gerettet."
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