Holocaust-Leugner und Papstkritiker: Richard Williamson ist tot

Holocaust-Leugner und Papstkritiker: Richard Williamson ist tot
Der "Fall Williamson" brachte 2009 auch Papst Benedikt XVI. einen schweren Skandal ein.

Zusammenfassung

  • Richard Williamson, Holocaust-Leugner und ehemaliger Bischof der Piusbruderschaft, ist im Alter von 84 Jahren verstorben.
  • Williamson wurde 2012 aus der Piusbruderschaft ausgeschlossen und gehörte den Sedisvakantisten an, die dem Papst die Legitimität absprechen.
  • Seine Holocaust-Leugnung führte 2009 zu einem Skandal im Vatikan, als Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation von Bischöfen der Piusbruderschaft aufhob.

Der Holocaust-Leugner und frühere Bischof der Piusbruderschaft, Richard Williamson, ist tot.

Der Brite starb nach einer Hirnblutung in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 84 Jahren in einem britischen Krankenhaus, wie das Generalhaus der von Rom getrennten katholisch-traditionalistischen Piusbruderschaft laut Kathpress mitteilte.

Williamson: Holocaust ist eine Erfindung der Juden

Williamson leugnete seit Ende der 1980er-Jahre wiederholt den Holocaust und bezeichnete ihn als eine Erfindung der Juden.

Nachdem er in einem 2009 ausgestrahlten TV-Interview erneut den Massenmord in Gaskammern bestritten hatte, verursachte dies einen Vatikan-Skandal und weltweit scharfe Reaktionen, weil von seinem Umfeld in dieser Causa schlecht informierte Papst Benedikt XVI. kurz zuvor die Exkommunikation von Bischöfen der Piusbruderschaft, darunter auch jene Williamsons, aufgehoben hatte. Allen Ermahnungen seiner Oberen zum Trotz vertrat Williamson weiter diese Ansichten.

Gegen päpstlichen Willen geweiht

Williamson war in der anglikanischen Kirche aufgewachsen und 1971 in die katholische Kirche aufgenommen worden. Nach dem Studium im Seminar der damals noch nicht von Rom getrennten Piusbruderschaft wurde er 1976 in Econe (Schweiz) zum Priester geweiht. 1988 weihte ihn der Gründer dieser Traditionalistenvereinigung, Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991), zusammen mit drei weiteren Männern zum Bischof. Das geschah gegen den Willen des Papstes und führte zur Exkommunikation Lefebvres und der von ihm geweihten vier Bischöfe.

Dennoch blieben die Weihen gültig. Aus diesem Kreis leben nach Williamsons Tod nur noch die beiden jüngsten: der Spanier Alfonso de Galarreta (68) und der Schweizer Bernard Fellay (66).

Williamson wurde aus Piusbruderschaft ausgeschlossen

Die Piusbruderschaft, die den kirchlichen Reformkurs seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ablehnt, schloss Williamson 2012 ihrerseits aus ihren Reihen aus. Seitdem gehörte er zu den sogenannten Sedisvakantisten, die dem Papst die Legitimität absprechen und der katholischen Kirche Verrat am überlieferten Glauben vorwerfen.

Medienberichten zufolge soll Williamson in den vergangenen Jahren mehrere Männer unerlaubt zu Bischöfen geweiht haben. Auch diese Weihen sind nach katholischem Kirchenrecht verboten, aber gültig. Eine eigene Kirche oder eine straff organisierte Abweichlergruppe am Rande der katholischen Kirche nach dem Vorbild der Piusbruderschaft haben diese Bischöfe bisher nicht gebildet.

Kommentare