Haarige Sache: Koreaner stoßen sich am Bart des US-Botschafters
"Mein Bart dürfte aus irgendeinem Grund zur Faszination geworden sein", sagt Harry B. Harris und bleibt diplomatisch. Der US-Botschafter in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul wird in den Medien - insbesondere den sozialen Medien - wegen Schnauzbartes kritisiert. Das Thema liefert sich in der Aufmerksamkeit der Bevölkerung ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Storys über die Denuklearisierung des nördlichen Nachbarn.
Aber warum?
Harris, Sohn einer Japanerin und eines US-Amerikaners, wurde in Japan geboren. Das Verhältnis zwischen den Staaten Südkorea und Japan hat sich zwar mittlerweile normalisiert, ist aber immer noch bei Zeiten angespannt. Als frühere Kolonialmacht über Korea hat Japanisches oft einen bitteren Beigeschmack für Koreaner.
Japan herrschte von 1910 bis 1945 über die Koreanische Halbinsel. Immer wieder kochen Dispute aus dieser Zeit wieder hoch, etwa im Vorjahr, als ein koreanisches Gericht angeordnet hatte, dass japanische Firmen ehemalige koreanische Arbeiter kompensieren sollten.
Und der Bart?
Schnauzbärte werden in Korea oft unweigerlich mit den Kolonialherren in Verbindung gebracht, weil während der Herrschaft alle acht japanischen Generalgouverneure in Korea diese Gesichtsbehaarung getragen haben.
Und der Botschafter?
Warum muss dann der amerikanische Botschafter unbedingt diesen Bart tragen, fragen sich Social-Media-User. "Ich bin, wer ich bin", sagt der 63-Jährige frühere General der "Korea Times". "Ich wollte einen Schnitt zwischen meine militärische und meine diplomatische Karriere legen." Harris war 40 Jahre lang bei der US-Marine und dort "stets frisch rasiert", als Diplomat ließ er sich den Schnauzer stehen: "Ich versuchte zu wachsen, aber das konnte ich nicht. Ich versuchte, jünger zu werden, aber das ging nicht. Einen Bart wachsen lassen, das konnte ich. Also habe ich es getan."
Der Bart passe nun gut in das Bild, das viele vom neuen Amerika haben - "respektlos und sogar nötigend", kommentiert die Zeitung. Koreaner bezeichnen den Botschafter deshalb oft als "Generalgouverneur".
Beliebt ist der Mann ohnehin nicht. Er hatte die Koreaner bereits durch seine Unterstützung für US-Präsident Trumps Forderung verärgert, fünf Milliarden Dollar dafür zu zahlen, dass 28.000 US-Soldaten im Land stationiert sind. Außerdem wollte der Diplomat, dass Korea sich mehr für die Besserung der Beziehungen zu Japan einsetze.
Er selbst nennt die Kritik in den sozialen Medien "rassistisch". "Ich treffe jede Entscheidung basierend auf dem Fakt, dass ich der amerikanische Botschafter bin - nicht der japanische." Den Bart will er nicht abrasieren.
Kommentare