Zu wenige Kinder: Griechenland muss 700 Schulen schließen - jedes Jahr

Schulstart in Griechenland
Mindestens 15 Schülerinnen oder Schüler müssen in Griechenland in einer Klasse sitzen - wenn nicht, wird sie geschlossen. Am heutigen Beginn des neuen Schuljahres aber sieht es in vielen Klassen, Schulen und Kindergärten so traurig aus, dass sie gleich gar nicht erst aufgesperrt werden: Die andernorts pünktlich um 8 Uhr 15 läutenden Schulglocken bleiben hier stumm.
766 der 14.857 griechischen Schulen wurden jetzt geschlossen, weil sie die Mindestzahl an Kindern nicht erreichen. Bei den meisten handelt es sich um Grundschulen, doch die Zahl der Schulschließungen nimmt auf allen Stufen zu. Doch der Trend hat sich seit Jahren verfestigt: Je jünger, desto weniger Kinder.
Nach Angaben des griechischen Bildungsministeriums ist die Schülerzahl auf rund 1,2 Millionen Kinder gesunken, mehr als 150.000 weniger als noch vor sieben Jahren. In einigen ländlichen Regionen und abgelegenen Inseln müssen Kinder nun manchmal bis zu 80 km täglich zurücklegen, um eine Schule zu erreichen.
Und die Kinderzahl sinkt weiter: Im Vorjahr wurden in ganz Griechenland nur noch knapp 70.000 Kinder geboren - so wenige wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1932 zur Welt. Fast doppelt so viele aber sind im Vorjahr gestorben. Die Folge: Ein Rückgang der gesamten Bevölkerungszahlen.
Wobei auch noch eine massive Auswanderungswelle dazukommt: Denn Griechenlands starker Bevölkerungsrückgang hat während der Schuldenkrise der 2010er Jahre begonnen. Bereits seit 2011 übersteigt die Zahl der Todesfälle durchgängig die der Geburten. Zwischen den Volkszählungen von 2001 und 2021 sank die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter um knapp ein Drittel.
Alle Versuche der griechischen Regierung, den Abwärtstrend wieder umzudrehen, haben bisher nicht gefruchtet: Für jedes Neugeborene werden Mütter mit einem großzügigen Geburtsgeld in Höhe von 2.400 bis 3.500 Euro belohnt. Zudem hat die konservative Führung von Premier Mitsotakis auch eine Senkung der Einkommensteuer für Familien mit Kindern verkündet.
Doch abgesehen von der gesunkenen Zahl potenzieller Eltern hat Griechenland noch mit vielen anderen Problemen zu kämpfen, die die demographische Linie immer weiter nach unten rutschen lassen.
Viele Gründe für den Rückgang
Kinderkriegen ist teurer denn je, die Versorgung mit Kindergärten und Krippenplätzen nach wie vor nicht ausreichend. Zudem sind die Griechen in Sachen Kaufkraft auf den vorletzten Platz in der EU abgerutscht, nur knapp vor dem Schlusslicht Bulgarien.

Hinzu kommt eine akute Wohnungsnot.
Die unumgängliche Folge: Das Schulsterben geht in Griechenland weiter.
Die neuesten Daten zur Geburtenrate zeichnen allerdings für ganz Europa ein düsteres Bild. Für 2024 meldeten viele europäische Länder die niedrigsten Geburtenraten seit mehreren Jahrzehnten, darunter Frankreich, Italien und sogar Finnland. Auch in Österreich sank die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau mit 1,31 auf einen neuen Allzeit-Tiefstand. „2024 hatte Österreich zum fünften Mal in Folge ein Geburtendefizit. 76.873 Neugeborenen standen 87.407 Verstorbene gegenüber", gab die Statistik Austria bekannt.
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