Gigantische Öl-Pläne im Kongo als Bedrohung für Menschen und Gorillas

FILE PHOTO: A mountain gorilla is photographed in Virguna National Park
Unglaubliche 1,24 Millionen Quadratkilometer Urwald als potenzielle Fördergebiete ausgewiesen. Heftige Kritik daran.

5 bis 32 Quadratkilometer – so groß ist das Gebiet, in dem Flachland-Gorillas herumstreifen, ihr natürliches Habitat also. Doch vielen dieser Menschenaffen könnte diese Lebensgrundlage wegbrechen. Der Grund: Im Kongo, wo viele dieser Tiere beheimatet sind, hat die Regierung für Investoren nun ein riesiges Programm zu Öl- und Gasförderung aufgelegt.

In 52 Blöcken soll es demnächst aus Petroquellen sprudeln. Die Gesamtfläche des Rasters, der ohne Rücksicht auf ausgewiesene Naturschutzgebiete über das Land gelegt wurde, umfasst sagenhafte 1,24 Millionen Quadratkilometer – das entspricht rund 15 Mal der Größe Österreichs.

Grafik Kongo

Betroffen sind 39 Millionen Menschen, das sind fast zwei Fünftel aller Kongolesen. Betroffen sind laut  Guardian aber auch 64 Prozent, also zwei Drittel, des komplett intakten tropischen Urwaldes. Hier sei zweifelsfrei „der schlechteste Platz auf der ganzen Welt, nach Öl zu bohren“, sagte Simon Lewis vom University College London dem britischen Blatt.

Nicht profitabel

Der Wissenschaftler führte ein Team an, das erstmals das kongolesische Torfland kartografierte. Sein Rat an internationale Petro-Konzerne: „Kein glaubwürdiges Unternehmen würde in den Wäldern des Kongos Öl fördern, zumal es wahrscheinlich gar nicht genug Öl gibt, das Ganze profitabel zu machen. Stattdessen  würden große soziale und Umweltkosten entstehen.“

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Die kongolesische Regierung will die Förderung fossiler Energieträger massiv ausbauen

Simon Lewis verweist etwa auf einen Landstrich namens „Cuvette Centrale“. Diese 145.000 Quadratkilometer große Gebiet im Kongobecken (größer als England) ist der größte Torfmoor-Komplex der Welt  und einer der wenige Trümpfe in der Klimakrise: In der Region sind laut dem Forscher 30 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Zudem ist die „Cuvette Centrale“ wie andere von der geplanten  Öl-Exploration betroffene Landesteile Heimat von Waldelefanten, Flachland-Gorillas, Schimpansen, Bonobos oder endemischen Vögel.

Andere Kritiker der Öl- und Gas-Initiative führen zudem ins Treffen, dass der jetzige Vorstoß einem anderen Plan der diametral entgegenstehe: Dem sogenannten Grünen Kinshasa-Kivu-Korridor (bis Goma). Diese Ost-West-Passage, die weit gehend dem Flussverlauf des Kongo folgt,  sollte die Öko-Ambitionen des afrikanischen Landes hervorstreichen. Nach den jüngsten Plänen freilich würde der Korridor zu fast drei Viertel (72 Prozent) durch die definierten Öl-Blöcke bedeckt.

Und auch ein internationales Projekt scheint durch die Petro-Offensive der Regierung gefährdet – die „Central African Forest Initiative“ (Cafi), die auf der Klimakonferenz 2021 in Glasgow auf den Weg gebracht wurde. Mit 500 Millionen Dollar wurde ein Fonds dotiert, um einerseits die Entwaldung auf dem Kontinent zu stoppen und  andererseits die Wiederaufforstung anzukurbeln. 150 Millionen Dollar flossen dafür bereits an die Regierung in Kinshasa.

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