GB: Farage fährt klaren Sieg ein, Großparteien am Boden
Noch vor der Auszählung der Wahlergebnisse in Nordirland ist klar: Nigel Farage geht als großer Gewinner aus den Europawahlen hervor. Zum zweiten Mal seit 2014, als er mit der europafeindlichen UKIP mit 26 Prozent den Wahlsieg holte. Bei der jetzigen Wahl holte Farages neue "Brexit Party" aus dem Stand um die 30 Prozent - und landete damit mit Abstand auf dem ersten Platz. Gefolgt von den Liberaldemokraten (um die 20 Prozent), Labour (um die 13 Prozent), den Grünen (12 Prozent) und den Tories (9 Prozent).
2014 hatte jedoch der Vorsprung von Farages Partei auf die drittplatzierten Tories keine vier Prozentpunkte betragen, auf Labour knappe zwei. Heute können beide ehemaligen Großparteien von einem solchen Ergebnis nur träumen. Im Ringen um den Brexit haben sich sowohl Labour als auch Tories in internen Grabenkämpfen zerfleischt – der Streit darum, ob und wie ein Brexit abzulaufen hätte, spaltete beide Parteien.
Dass es die Regierung um die scheidende Premierministerin Theresa May nicht geschafft hatte, vor den EU-Wahlen aus der Union auszutreten, veranlasste Nigel Farage, seine Brexit-Partei zu gründen. „Verrat“, nannte er die schleppenden Verhandlungen zwischen London und Brüssel. Die Unterhaus-Debatten, in denen sich die Großparteien zwar wortgewaltig duellierten, aber auf keinen grünen Zweig kamen, verstärkten seine Botschaft.
Doch auch die „Liberalen Demokraten“ haben in der Gunst der Wähler aufgeholt, seit sie sich klar gegen einen Brexit positioniert haben. „Bollocks to brexit“ (in etwa: ’scheiß auf den Brexit’) gaben sie als Devise aus und haben Labour in Bedrängnis gebracht.
Chancen für Johnson
Es scheint, als ob drei Jahre nach dem Brexit-Referendum eine klare Positionierung zum Brexit vonnöten ist, um im Ansehen der Wähler zu steigen. Ein Grund, warum Boris Johnson sich Hoffnungen auf die May-Nachfolge machen kann: „Was ihm eine Menge Chancen gegeben hat, ist, dass Theresa May nicht in der Lage war, irgendeine Entscheidung zu treffen oder eine Orientierung zu geben, und deshalb sind viele Wähler zu Farage abgedriftet“, sagt die britische Politikwissenschafterin, Melanie Sully.
Johnson könnte die konservative Basis inspirieren und auch in einem Wahlkampf auf Mitarbeit und Unterstützung zählen, sagt Sully – was bei May und ihrem Brexit-Deal nicht der Fall gewesen wäre.
Auch Labour wird die Sommerpause nutzen, um sich für etwaige Neuwahlen im Herbst klarer zu positionieren.
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