Friedensnobelpreisträger Murad und Mukwege in Oslo ausgezeichnet

Nadia Murad Basee
Jesidische Aktivistin und kongolesischer Gynäkologe für Einsatz gegen sexuelle Gewalt in Konfliktregionen geehrt.

Die jesidische Aktivistin Nadia Murad aus dem Irak und der kongolesische Gynäkologe Denis Mukwege haben am Montag in Oslo den Friedensnobelpreis entgegen genommen. Sie wurden für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt in Konfliktregionen ausgezeichnet.

Murad forderte in ihrer Dankesrede "internationalen Schutz" für die Jesiden, eine religiöse Minderheit im Nahen Osten, an der die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in den vergangenen Jahren Völkermord verübt hatte. Die heute 25-Jährige war im August 2014 im Irak von Kämpfern der IS-Miliz verschleppt und versklavt worden. Sie konnte schließlich nach Deutschland fliehen und engagiert sich seit 2016 als UNO-Sonderbotschafterin für die Rechte der Opfer von Menschenhandel.

Kampf gegen Versklavung

Die junge Yezidin Nadia Murad zeigte sich hart und unnachgiebig im Kampf gegen die Versklavung ihrer Glaubensschwestern durch die Terrormiliz "Islamischer Staat". Die 25-Jährige, die eine dreimonatige IS-Gefangenschaft überlebte, macht als Sonderbotschafterin der Vereinten Nationen auf die Qualen der IS-Opfer aufmerksam.

An ihrer Seite: die Anwältin Amal Clooney, Ehefrau von Hollywoodstar George Clooney. Murad wurde am heutigen Montag in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Dass sie als Menschenrechtsaktivistin durch die Welt jettet, hätte sich die junge Frau mit den traurigen Augen und den langen dunklen Haaren vor wenigen Jahren nicht vorstellen können. Der Wunsch des Mädchens aus dem ländlichen Dorf Kocho in Nordirak war, nach der Schule einen Kosmetiksalon zu übernehmen. Doch Schergen des IS überfielen im August 2014 ihr Dorf im Sinjar-Gebiet und nahmen sie mit in die Großstadt Mossul. Murads Mutter und sechs Brüder waren bei dem Überfall umgebracht worden. Die IS-Terroristen töteten außerdem noch weitere Mitglieder ihrer Familie.

Auf dem Sklavenmarkt verkauft

Nadia Murad selbst wurde in Mossul auf einem Sklavenmarkt an einen Mann verkauft, der sie später an einen anderen weiterverkaufte. Diesem entfloh sie beim Kauf einer Burka. Eine Familie half ihr schließlich, ins kurdische Grenzgebiet zu kommen, wo sie in einem Flüchtlingslager nahe Dohuk Unterschlupf fand. Sie verbrachte mehrere Jahre im deutschen Bundesland Baden-Württemberg, wo rund 1.000 Yezidinnen aus dem Nordirak Schutz gefunden haben, und macht seit Jahren unermüdlich auf das Schicksal ihrer Leidensgenossinnen aufmerksam. Ihren Lebensmittelpunkt sieht Murad in den USA, wo sie mittlerweile mit ihrem Verlobten wohnt.

Die Jesiden sind Angehörige einer monotheistischen religiösen Minderheit im Nahen Osten, die von feindseligen Muslimen als "Teufelsanbeter" verunglimpft werden. Durch den IS war die yezidische Bevölkerung schweren Verfolgungen ausgesetzt, die von den Vereinten Nationen als Völkermord anerkannt wurden.

 

Friedensnobelpreisträger Murad und Mukwege in Oslo ausgezeichnet

Der heute 63-jährige Arzt Mukwege betreute in den vergangenen Jahren rund 50.000 vergewaltigte Frauen in dem von ihm 1999 gegründeten Krankenhaus in der Demokratischen Republik Kongo. Er setzt sich auch als Menschenrechtsaktivist gegen Vergewaltigungen als Kriegswaffe ein.

Er gilt als weltweit führender Experte für die Behandlung von Verletzungen durch Gruppenvergewaltigungen - und als Aktivist gegen sexuelle Gewalt. Er wurde am heutigen Montag in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Klinik im Kongo gegründet

Mukwege gründete 1999 das Panzi-Krankenhaus in Bukavu im Osten des Kongo. Während eines Krieges und danach, der Ende der 1990er und Anfang der 2000er herrschte, kamen immer mehr Opfer von sexueller Gewalt in seine Klinik. "Es war ein Alptraum", erinnert er sich. Mehr als 50 000 Frauen haben er und sein Team schon behandelt.

Mukwege wurde 1955 als Sohn eines Pastors in Bukavu geboren. Er studierte in Burundi Medizin und lies sich später in Frankreich zum Gynäkologen ausbilden. Heute bemüht er sich zunehmend, nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Wunden der Opfer zu heilen. Als Menschenrechtler setzt er sich zudem auf politischer Ebene dafür ein, Vergewaltigungen als Kriegswaffe ein Ende zu setzen.

"Müssen Krieg beenden"

Das hätte Mukwege wohl fast das Leben gekostet. 2012 überfielen Bewaffnete sein Haus in Bukavu, ein Freund von ihm wurde dabei getötet. "Das war der schwierigste Moment in meinem Leben", sagt er. Auch heute noch bestehen für ihn und sein Team große Gefahren. Im vergangenen Jahr wurde ein Kollege von Mukwege getötet. "Aber diesmal hab ich ein anderes Gefühl bekommen", sagt er. "Ein Gefühl der Revolte. Wir müssen diesen Krieg beenden."

 

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