Flugzeugabsturz mit 260 Toten: Treibstoffzufuhr wohl unterbrochen

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Mitte Juni stürzte eine Maschine der Air India kurz nach dem Start ab. Die Treibstoffzufuhr dürfte unterbrochen worden sein, zeigen Untersuchungen.

Zusammenfassung

  • Absturz von Air India Flugzeug vermutlich durch unterbrochene Treibstoffzufuhr verursacht.
  • Verwirrung im Cockpit über die plötzlichen Schalterbewegungen für Treibstoffzufuhr.
  • Vorläufiger Bericht gibt keine Handlungsempfehlungen für Boeing oder Triebwerkhersteller.

Der Absturz des Passagierflugzeugs von Air India mit 260 Toten vor einem Monat ist möglicherweise auf eine unterbrochene Treibstoffzufuhr zurückzuführen

Die Regler für die Kraftstoffzufuhr der beiden Triebwerke seien unmittelbar nach dem Start fast gleichzeitig auf die Position "Abgeschaltet" gesprungen, heißt es in einem vorläufigen Bericht der indischen Behörde für Flugunfall-Untersuchung. Im Cockpit herrschte Verwirrung, warum die Schalter plötzlich geschlossen waren.

Verwirrung im Cockpit

Die Fluggesellschaft Air India wollte sich nicht zu den ersten Ergebnissen äußern. Dem Bericht zufolge kam es zu einem plötzlichen Schubverlust, und die Boeing 787 Dreamliner verlor an Höhe. Unklar war zunächst, warum die Schalterpositionen sich geändert haben. Auf dem geborgenen Stimmenrekorder des Flugzeugs sei im Cockpit zu hören gewesen, wie einer der Piloten den anderen gefragt habe, warum er den Kraftstoffschalter umgelegt habe, heißt es in dem Bericht. "Der andere Pilot antwortete, er habe das nicht getan." Ob die Antwort vom Flugkapitän oder vom Ersten Offizier kam, blieb unklar.

Der US-Experte John Cox wies darauf hin, dass ein Pilot die Schalter nicht versehentlich umlegen könne. "Man kann da nicht dranstoßen und dann bewegen sie sich."

Das Flugzeug mit 242 Menschen an Bord war am 12. Juni kurz nach dem Start in Ahmedabad im westlichen Bundesstaat Gujarat in ein Wohngebiet gestürzt und in Flammen aufgegangen. Bei der Katastrophe starben 241 Insassen und 19 weitere Menschen am Boden. Nur ein Passagier an Bord - ein Brite - überlebte. Das Flugzeug war nach London unterwegs.

Ausgeklapptes Notfallsystem

Überwachungskameras am Flughafen hätten gezeigt, dass das Ram-Air-Turbine genannte Notfallsystem des Flugzeugs ausgeklappt worden sei, als die Maschine anfangs gestiegen sei, heißt es weiter in dem Bericht. Das System besteht aus einem kleinen Propeller und erzeugt aus dem Fahrtwind hydraulische oder elektrische Energie. Bei einem Notfall wird es aus dem Rumpf oder der Tragfläche ausgeklappt.

Dem Bericht zufolge deutete nichts auf einen möglichen Zusammenprall mit fliegenden Vögeln hin. "Es wurden keine bedeutsamen Vogelaktivitäten in der Nähe der Flugbahn beobachtet." Die Maschine habe bereits an Höhe verloren, noch bevor sie die Umfassungsmauer des Flughafens überflogen habe.

Keine Handlungsempfehlung für Boeing

In diesem Stadium der Untersuchungen gibt es "keine Handlungsempfehlungen für die Betreiber und Hersteller von Boeing 787-8 und/oder GE GEnx-1B-Triebwerken", teilte die Behörde mit. An den Untersuchungen beteiligten sich demnach auch Experten von Boeing, der Bundesluftfahrtbehörde der USA sowie des Triebwerkherstellers GE. Air India bestätigte den Eingang des vorläufigen Berichts. Angesichts der laufenden Ermittlungen "können wir uns nicht zu spezifischen Details äußern", hieß es auf der Plattform X.

Beide Piloten galten als erfahren und verfügten zusammen über rund 19.000 Flugstunden, davon mehr als 9.000 auf der 787. Air India steht seit dem Absturz unter verschärfter Beobachtung. 

Zuvor hatte die indische Luftfahrtaufsicht die Fluggesellschaft wegen Verstößen gegen die vorgeschriebenen Dienstzeiten von Piloten verwarnt. Zudem kündigte die Flugsicherheitsagentur der Europäischen Union (EASA) eine Untersuchung der Billigfluglinie Air India Express an.

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