Feiern in Corona-Zeiten: Eine Hochzeit und sieben Todesfälle
Die USA werden seit Monaten von der Corona-Pandemie gebeutelt, doch für ein Paar, das im Sommer seine Vermählung plante, war das kein Grund, umzuplanen. Der 7. August sollte - Corona hin oder her - der schönste Tag in ihrem Leben werden. Das dachten sie zumindest. Die Gästeliste war mit 55 Personen auch relativ überschaubar.
Doch die Trauung in einem Städtchen in Maine in einer kleinen weißen Kirche wie aus dem Hollywoodschinken "Die Braut, die sich nicht traut" stand unter keinem guten Stern.
Die Hochzeit wurde zu einem Superspreader-Event. Die erschütternde Bilanz: 177 Infizierte und sieben Todesfälle. Die US-Seuchenschutzbehörde CDC hat diesen außergewöhnlichen Fall in einem Bericht rekonstruiert - wohl auch um den Menschen mit diesem drastischen Beispiel die Augen zu öffnen.
Fünf Tage nach Hochzeit erste Fälle
Bereits fünf Tage nach der Hochzeit, bei der die wenigsten Gäste trotz der Aufforderung der Brautleute eine Maske getragen oder gebührend Abstand gehalten hatten, wurden die ersten Corona-Fälle bekannt. Zwei Personen wurden positiv getestet, nachdem sie am Tag zuvor über Husten, Halsweh und Fieber geklagt hatten. Nur einen Tag später erhielten drei weitere Gäste ihr positives Corona-Testergebnis.
Die US-Seuchenschutzbehörde veranlasste bereits zu diesem Zeitpunkt eine Untersuchung des Ausbruchsgeschehens. Resultat der Nachforschungen: Alle fünf Hochzeitsgäste hatten sich offenbar auf eben dieser Hochzeit mit dem Virus infiziert. Unklar blieb zunächst, wie viele Begegnungen die Infizierten in den fünf beziehungsweise sechs Tagen nach Verspüren der Symptome hatten. Und wer als "Virenschleuder" fungiert hatte, also der Superspreader war.
Das Brautpaar und fünf Angehörige des Bräutigams waren es nicht. Sie waren am Tag vor der Hochzeit aus Kalifornien gekommen und hatten in Maine einen negativen Test vorgelegt.
Als "Patient Null", von dem das Virus "verteilt" worden war, konnte die Seuchenbehörde nach einigen Recherchen schließlich einen Hochzeitsgast identifizieren. Dieser hatte schon einen Tag nach der Trauung Symptome - also zu früh, um sich dort angesteckt zu haben.
Dominoeffekt
Am 20. August lag die Zahl der positiv getesteten Hochzeitsgäste bereits bei 27. Hinzu kamen drei positiv getestete Personen, die sich in unmittelbarer Nähe zu den Feiernden aufgehalten hatten. Die Seuchenschutzbehörde identifizierte also bereits 30 "Primärfälle". Damit nicht genug: Weitere 17 Menschen hatten sich zu dem Zeitpunkt schon bei einem der Hochzeitsgäste angesteckt (Sekundärfälle). Und diese 17 steckten weitere zehn Personen an (Tertiärfälle).
Halten wir fest: Zu diesem Zeitpunkt gab es also insgesamt 57 positiv getestete Menschen als Folge der Hochzeit. Und vier davon mussten bereits im Spital behandelt werden - einer davon starb an der Erkrankung.
Doch damit nicht genug.
Virus in Pflegeeinrichtung getragen
In der Folge kam es zu zwei weiteren Corona-Ausbrüchen - einer davon in einer Pflegeeinrichtung. Ein Hochzeitsgast hatte Kontakt zu einem Mitarbeiter dort. Und der übertrug es wiederum auf Kollegen und Bewohner. Bilanz des Infektionsgeschehens dort: 14 Mitarbeiter und 24 Bewohner wurden positiv getestet - sechs davon starben.
Ausbruch im Gefängnis
Der zweite Corona-Ausbruch traf ein Gefängnis, wo ein anderer Hochzeitsgast arbeitet. Er hatte zwar eine Woche nach der Trauung Symptome, ging aber dennoch noch fünf Tage in die Arbeit. Dann wurden er und drei seiner Kollegen positiv getestet. Der Dominoeffekt war noch nicht zu Ende: Insgesamt wurden in der Folge noch 18 weitere Mitarbeiter der Vollzugsanstalt krank. Sie steckten wiederum 16 Menschen in ihrem Privatleben an sowie 48 Häftlinge. Am 19. August erhielten er und drei weitere Mitarbeiter ihr positives Testergebnis.
Alles in allem bilanzierte die US-Seuchenschutzbehörde schlussendlich eben 177 Infizierte und sieben Todesfälle im Zusammenhang mit der Hochzeit.
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