El Chapo vor Gericht: Eine Prise Koks für jeden US-Bürger

Ein Buchhalter war für eine Lagerhalle zuständig, wo jedes Jahr 80 bis 100 Tonnen Kokain verarbeitet wurden.

Staatsanwalt Adam Fels sagte, die US-Regierung habe soviel Kokain aus Joaquin „El Chapo“ Guzmáns Imperium beschlagnahmt, dass sie jedem der mehr als 300 Millionen US-Bürger davon eine Prise abgeben könnte.

El Chapos Buchhalter, Jesus Zambada, 57, war der erste Zeuge der Anklage, der beim Prozess in New York gegen den angeklagten Drogenboss auspackte. Zambada sitzt seit 2008 in Haft. Sein Bruder Ismael „ El Mayo“ Zambada und „El Chapo“ wären seit Anfang 2000 die Anführer des mexikanischen Sinaloa-Kartells gewesen.

Die Verteidigung nannte Zambada einen Lügner, der nur seine eigene Strafe verkürzen wolle. „El Chapo“ hätte sich nur wichtig gemacht und das Scheinwerferlicht genossen, hätte aber „gar nichts kontrolliert“. Der Boss, das war „El Mayo“, einer der meistgesuchten Verbrecher. „El Mayo“ habe früheren und dem jetzigen Präsidenten Mexikos Schmiergeld bezahlt, hatte Verteidiger Jeffrey Lichtman schon in seinem Eröffnungsplädoyer behauptet. Aus Mexiko kam postwendend ein heftiges Dementi. Der erste erwartbare Eklat in diesem auf mehrere Monate anberaumten Prozess.

Umarmung verweigert

„El Chapo“, erschien im dunkelblauen Anzug. Er hat einen Simultanübersetzer. Englisch versteht er nicht. Und er will endlich einmal seine Frau umarmen und berühren dürfen. Doch der Richter erlaubt ihm das nicht. Dabei sitzt die ehemalige mexikanische Schönheitskönigin Emma Coronel ganz nah von ihm als Zuhörerin im Gerichtssaal.

Dem Buchhalter hörte er mit stoischer Ruhe zu: Das kolumbianische Kokain sei über Land, per Flugzeug und auf dem Seeweg in die USA geschmuggelt worden. Ein Kilo Kokain sei für 3000 US-Dollar in Kolumbien gekauft – und etwa in Chicago für das Zehnfache, also für 30.000 Dollar verkauft worden.

Jesus Zambada sagt, er sei für eine Lagerhalle verantwortlich gewesen, in der jedes Jahr zwischen 80 und 100 Tonnen Kokain verarbeitet worden seien. Die Drogen hätten Milliardengewinne eingebracht.

Aber das Geld floss auch in Korruption: „Ich habe den Flughafen in Mexiko-Stadt kontrolliert, habe die Behörden kontrolliert“, sagte Zambada auf Spanisch.

El Chapo und seine Kumpane wissen eine Menge unbequemer Details über die Verstrickungen von Mexikos Elite ins Drogengeschäft. Der Drogenhandel wird immer brutaler, alleine im Vorjahr starben fast 30.000 Menschen im Drogenkrieg.

Die größte Sorge der Amerikaner ist, dass ein Anschlag auf El Chapo verübt wird oder er mithilfe seines Kartells wieder einmal ausbricht. Deshalb ist die Brooklyn-Bridge gesperrt, wenn er aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Manhattan zum Gericht gebracht wird.

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